Eine Klarstellung: Yamoussoukro ist keine Geisterstadt! Und dennoch ist die Hauptstadt der Elfenbeinküste eine Stadt mit zwei Gesichtern. Irgendwie surreal, absurd und doch liebenswert. Auf jeden Fall faszinierend.
Als ich neulich einen Artikel über die „Geisterstadt“ Yamoussoukro las, hat mich das ziemlich traurig gemacht. Und auch wütend, weil der Text der Hauptstadt der Elfenbeinküste einfach nicht gerecht wird.
Yakro, wird die Stadt liebevoll von den Einwohnern der Elfenbeinküste genannt. Die kleine Hauptstadt besitzt eine Aufenthaltsqualität, die viele Städte in Westafrika missen lassen. Aber natürlich hat die Autorin von der „Geisterstadt“ mit einigen Punkten auch Recht und Yamoussoukro auf jeden Fall seine zwei Gesichter – schärfer kann der Kontrast zwischen Arm und Reich kaum sein.
Mein erster Eindruck von der Hauptstadt der Elfenbeinküste
Ich spähe aus dem Fenster des Busses. Über die vierspurige, geteerte Straße gleitet unser Bus mit nur wenigen anderen Autos in die Hauptstadt. Kein Gedränge, kaum Gehupe. Entspannt biegen wir in den Busbahnhof ein. Ganz anders als in Abidjan, wo sich der große Bus über eine schlammige Straße den Weg in die enge Busstation sucht. Im Schritttempo schiebt er sich in der Metropole an Obstverkäufern, Schrotthändlern, Werkzeugläden, Holzkarren und fliegenden Händlern vorbei.
Hier in Yamoussoukro säumen moderne Bankgebäude die Hauptstraße. Wir steigen aus und strecken unsere Glieder. Nach der langen Fahrt im klimatisierten, abgedunkelten Bus, blinzele ich vorsichtig in die Sonne. Es ist heiß. Wir biegen in die Seitenstraße ab. Auch diese ist verhältnismäßig groß. Die breiten Bürgerssteige lassen Platz für die zahlreichen Holzstände mit Obst und Gemüse, Klamotten und allerhand Kleinkram.
Auf dem kurzen Weg zum Hotel, bekomme ich am Straßenrand alles, was gerade nötig ist: Frische Papaya für das Frühstück, gegrillte Bananen als Snack und gekühltes Wasser. Typisch westafrikanisch und dennoch irgendwie aufgeräumt.
Der Traum eines Präsidenten
Am Nachmittag ist die Fondation de la Paix unser erstes Ziel. Es ist eines der kolossalen Gebäude des Vaters der Nation.
Félix Houphouёt-Boigny war der erste Präsident des unabhängigen Staates. Mit jeder Menge (Staats-)gelder – keiner weiß genau wie viele Milliarden es tatsächlich waren – versuchte er seinen kleinen Heimatort Yamoussoukro zur prächtigen Hauptstadt des Landes zu entwickeln. Dazu ließ er neue Häuser bauen, das schachbrettartige Straßenraster, Prachtboulevards und Lagunen anlegen.
Und auch die vier gigantischen, prägenden Gebäude. Sie zeigen in alle Himmelsrichtungen der Stadt und ihre Namen bilden die Initialen des Präsidenten: Préfecture im Norden, Fondation de la Paix im Süden, Hotel le Président im Osten und Basilique Notre-Dame de la Paix im Westen: Président Félix Houphouёt-Boigny. Allein dieser Umstand zeigt genau das, was die gesamte Stadt offenbart: Selbstdarstellung, Prestigesucht und ein utopischer Wunsch nach Größe und Perfektion.
Hier wird Frieden gemacht
Die Fondation de la Paix, der Friedensbau, liegt erhaben auf einem Hügel. Los ist hier nicht viel. Die große zum Gebäude führende Allee ist hinter dem Markt wie leer gefegt. Sie wirkt überdimensioniert.
Genauso wie das kolossale Gebäude aus Marmor und Glas selbst. Vor ihm vertreiben sich zwei einsame Wächter am Rande der riesigen, gepflegten Grünanlage ihre Zeit. Wir schreiten vorbei an gepflegten Blumenrabatten, pompösen Lampen über die breite Auffahrt zum Friedensdenkmal vor dem Bau.
Das Innere wirkt trotz einer aktuellen Tagung der Senatoren verlassen. Imposante Kronleuchter hängen erhaben von der Decke. Der multifunktionale Theatersaal mit riesiger Bühne ist mit feinster Technik ausgestattet. Veranstaltungen sind in den nächsten Wochen nicht geplant, verrät uns unser Guide.
Aber was soll eigentlich ein Friedensbau? Während unserer Führung erfahren wir mehr. Ziel des Präsidenten war es, den Weltfrieden zu propagieren. Mal davon abgesehen, dass er sicherlich auch seinen politischen Leistungen selbst ein Denkmal setzen wollte. Symbolisch wurde der Bau 1997 der UNESCO vermacht. Das Gebäude soll fortan der Öffentlichkeit im Allgemeinen und der UNESCO im Speziellen zur Erforschung, Aufrechterhaltung und Verbreitung des Friedens in Afrika im Speziellen und der ganzen Welt im Allgemeinen dienen.
Ein erstrebenswertes Ziel. Ein hohes Ziel. Eine Utopie!? Streben nach Frieden, das ist auch ein Leitgedanke der Politik des alten Herrschers. Fragst du einen Ivoirianer nach dem ersten Präsidenten, wird er dir sicherlich sein bekanntestes Zitat aufsagen können „Frieden ist kein Wort, es ist ein Verhalten“ (La paix n’est pas un mot, c’est un comportement).
In der Fondation de la Paix fanden schon zahlreiche Verhandlungen, Meditationen und Debatten rund um den Frieden in Westafrika statt. Vor allem im Rahmen des Bürgerkrieges in Liberia machte es sich Houphouёt-Boigny zur persönlichen Aufgabe hier mit den Beteiligten nach einer Lösung zu suchen.
(Selbst-)Verherrlichung des ersten Präsidenten
Zum Abschluss unsers kleinen Rundgangs führt uns unser Guide durch die Ausstellung zu Ehren des ersten Präsidenten der Elfenbeinküste. In vielen, selbstdarstellenden Bildern ist er mit diversen Staatsoberhäuptern bei wichtigen Verhandlungen und Prestigebesuchen zu sehen. Gemälde und eine lebensgroße Statue dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Auf unsere Frage nach den Kosten, zitiert unser Guide den Präsidenten erneut: „Bei einem Geschenk fragt man nicht nach dem Preis“. Allein die mehrere Hektar italienischen Marmors, die den Bau zieren, dürfen ein Vermögen gekostet haben. Eins ist sicher, das Geschenk an die UNESCO wirkt im beschaulichen Yamoussoukro mit seinen gerade einmal 200.000 Einwohnern reichlich überdimensioniert. Häufig stehen die vielen Säle und Büros der Politiker, die sich zum großen Teil in Abidjan aufhalten, leer.
Während ich beim Gedanken an ein Land, in dem fast die Hälfte der Einwohner mit weniger als 2 US$ pro Tag auskommt, an Geldverschwendung denke, zeigt unser Guide einen gewissen Stolz. Fast verherrlichend betont er, dass Houphouёt-Boigny das Land vorangebracht habe. „Damals haben wir keinen Hunger gelitten und dem Land ging es gut.“
Taxifahrt durch Yamoussoukro
Im Taxi, sie sind in Yakro alle weiß wie die Farbe des Friedens, fahren wir in die Innenstadt. Der Stadtkern ist mit Lagunen fast komplett umschlossen.
Mit Freude nimmt unser Fahrer einen Umweg in Kauf und zeigt uns auf dem Weg einige empfehlenswerte Maquis. Dabei kurvt er durch die engeren Gassen mit Boutiquen und Magazinen aller Art. Frauen verkaufen am Straßenrand Reis und Attiéké, dröhnende Musik dringt aus den Lautsprechern.
An den Wasserbecken macht der Taxifahrer uns auf die Schaulustigen aufmerksam. Fast hätten wir die hier lebenden Krokodile links liegen gelassen. Spontan lassen wir uns absetzen, um einen Blick zu riskieren.
Die Krokodile, eigentlich sind die meisten keine echten Krokodile sondern Kaimane, sind Teil eines weiteren Projekts des Präsidenten. Sie bewachten einst den Palast von Félix Houphouёt-Boigny. Und sie tun es noch immer, auch wenn der Palast heute nur noch die Gräber der Familie birgt. 22 Hektar mit Palästen, Schwimmbad und ausgedehnten Gartenanlagen stehen heute leer und sind dennoch makellos gepflegt.
Die Geschichte der Heiligen Krokodile
Die drei angrenzenden Wasserbecken gehören zum Palast. Zunächst gab es an der Stelle der Seen nur eine kleine Quelle. Unbekannten Ursprungs, daher wurde sie als heilig erklärt. Aus der Quelle ließ Houphouёt-Boigny die drei Becken aufstauen, entsprechend sind auch die hier lebenden Tiere, allen voran die Krokodile und Kaimane, „heilig“.
In den Seen setzte der Präsident Baby-Kaimane aus dem Süden der Elfenbeinküste aus. In der Kultur der Region gibt es wohl kein größeres Symbol für Macht als Krokodile. Es folgten weitere Alligatoren aus Kamerun und Mali, Geschenke der dortigen Präsidenten. Bezeichnend für das hohe Ansehen des weisen, alten Mannes in ganz Westafrika.
Die Tiere vermehrten sich prächtig, auch weil sie im heiligen Wasser vor dem Palast gut versorgt waren. Pfleger fütterten sie alle zwei Wochen mit zwei Rindern. War Houphouёt-Boigny vor Ort, versorgte er seine Krokodile höchst persönlich. Später kommerzialisierten die Pfleger das Futterspektakel: Für Touristen stiegen sie sogar hinab zu den Krokodilen und warfen ihnen Hühner zu.
Das konnte kein gutes Ende nehmen – 2012 töteten die Kaimane einen Pfleger bei der Fütterung. Die Familie des einstigen Präsidenten sieht darin bis heute ein spirituelles Zeichen: Der Tod als Folge des Vergehens mit den heiligen Tieren Geld machen zu wollen.
Das Futterspektakel für Touristen geht dennoch weiter, doch wir wohnen ihm nicht bei. Neben einer Handvoll anderer Schaulustiger beobachten wir die trägen Tiere an Land. Ein Ivoirianer neben mir hängt der Epoche des ehemaligen Präsidenten nach: „Damals hat Houphouёt-Boigny noch was bewegt. Nachdem er gegangen ist, hat niemand mehr etwas für das Land getan“, sinniert er laut vor sich hin.
Lagunen mit meterhohen Seerosen
Wir spazieren weiter entlang der Teiche. Spazierwege zwischen grünem Rasen mit Blick aufs Wasser – eine solche Aufenthaltsqualität habe ich selten in einer westafrikanischen Stadt erlebt. Auf den Lagunen wachsen unzählige Wasserpflanzen und zahlreiche Seerosen, teils schießen die Blüten meterhoch in den Himmel.
Ich genieße es und wir laufen weiter bis sich in der Ferne die Dunkelheit über die Kuppel der Basilika senkt. Von fast überall aus Yamoussoukro kann man einen Blick auf sie erhaschen. Sie ist unser Ziel für morgen.
Die größte Basilika der Welt
Als wir uns die Basilika nähern, bin ich mit jedem Meter voran mehr beeindruckt. Es ist die größte Basilika der Welt. Wer hätte das in Westafrika vermutet? Also ich nicht. Zumindest nicht, bevor ich meinen Reiseführer über die Elfenbeinküste gelesen habe.
Die Basilique Notre-Dame de la Paix misst stolze 150 Meter. Sie ist damit tatsächlich 20 Meter höher als ihr Vorbild, der Petersdom im Vatikan! Und sie ist das Prunkstück des Präsidenten Houphouёt-Boigny. Erst 1990, kurz vor dem Ende seiner Amtszeit mit seinem Tod im Jahr 1993 wurde der gigantische Bau während einer Messe von Papst Johannes Paul II eingeweiht.
Gemeinsam mit ein paar anderen Touristen folgen wir unserem Guide durch das imposante Gebäude. Ich fühle mich wie im Reich der Riesen. In den 30 Meter hohen Säulen im prunkvollen Inneren sind sogar ganze Fahrstühle für bis zu zehn Personen und Treppen bis hinauf auf die Aussichtsplattform versteckt. Feinste Technik sorgt für beste Akustik und ausgewogene Kühle bei Gottesdiensten. Bis zu 18.000 Personen finden in dem riesigen Gotteshaus Platz.
Wir sind nach der Führung noch eine ganze Weile im Schatten der gigantischen Säulen sitzen geblieben. Stunden hätte ich durch das Gelände wandern und Fotos schießen können.
Man sagt 300 Millionen US$ habe der Bau mindestens gekostet. Aber auch hier schweigt der Präsident sich über die Kosten des Baus aus, den er aus seinem Privatvermögen finanzierte, beteuert er. Fragt sich nur, wie er zu diesem Privatvermögen kam!?
Ein weiterer Millionenbau. Überdimensioniert und in dem überwiegend islamischen und von Animismus geprägten Entwicklungsland irgendwie fehl am Platz.
Bummel durch Yamoussoukros Zentrum
Am Nachmittag streifen wir durch das Zentrum von Yakro. Zwischen den Lagunen drängen sich Bretterverschläge an einfache Häuser. Auf dem Klamottenmarkt türmen sich Berge alter Second-Hand-Klamotten neben Ständen mit Obst und Gemüse. Von nebenan weht der Gestank der Müllhalde hinüber. „Marché pubell“ (Müll-Markt) nennen ihn Einheimische daher auch, kommentiert ein Händler.
Entlang der Seen, die den Stadtkern umschließen, liegen zahlreiche, kleine, lebhafte Maquis. In der stadtbekannten Maquis 106 probiere ich Aguti-Suppe mit Attiéké. Aguti sind Nagetiere, größer als Ratten, die in Westafrika als Delikatesse gelten. Und Attiéké ist einfach DAS Nationalgericht der Elfenbeinküste. Es besteht aus fermentiertem Maniok, schmeckt leicht säuerlich und wird wie Pâte in Togo mit verschiedensten Soßen und Suppen gegessen.
Ich forme ein wenig Attiéké mit der Hand, tauche es in die Soße und spucke es fast gleich wieder aus. So scharf ist die Suppe durch die reichlich darin schwimmenden, kleinen Peperoni. Das Fleisch schmeckt etwas herb, aber gar nicht mal so schlecht.
Am Abend öffnen entlang der Lagunen zahlreiche kleine Maquis. Bei einem Ivoire, dem heimischen Bier, lassen wir mit Blick auf die Seerosen in den Teichen den Abend ausklingen. Mit aufgehendem Mond füllen sich die Plätze an den Plastiktischen um uns herum und die Atmosphäre animiert sich mit lauter Musik aus dröhnenden Lautsprechern.
Spaziergang über den Markt…
Nach dem Besuch der beiden Prachtbauten und gleichzeitig bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, tauchen wir heute in das westafrikanische Leben Yakros ein.
Der große Markt am östlichen Stadtrand ist in der Regenzeit eine einzige Schlammgrube. Über improvisierte Inseln aus Steinen und Balken balancieren wir von Stand zu Stand. Bei jedem Schauer verschwinden Kochbananen, Gewürze, Papaya, Fisch, Schnecken und Gemüse notdürftig unter schwarzen Planen, bunten Schirmen und löchrigen Wellblechen.
Ich liebe es, über westafrikanische Märkte zu schlendern. Es gibt so unendlich viel zu sehen. Und man sieht genau, welches Obst und Gemüse gerade Saison hat: hier in der Elfenbeinküste sind es zurzeit Kochbananen. Sie türmen sich in hohen Bergen an den Straßenrand. Frauen sitzen vor dem kleinen Holzgrill und rösten die Bananen oder brutzeln sie in Fett. Einfach köstlich!
Doch hier in Yamoussoukro hat der Bummel über den Markt einen faden Beigeschmack. Zeigt er doch so deutlich die andere Seite der Hauptstadt. Das ärmliche Leben des großen Teils der Bevölkerung. Die vielen Millionen, die der Präsident in die Prachtbauten der Basilika und Fondation de la Paix investierte, haben den Marktfrauen hier reichlich wenig gebracht…
… und durch einfache Wohnviertel
Wir biegen ab von den geteerten, breiten Straßen in löchrige Seitenwege. Vorsichtig suchen sich Taxen einen Weg durch die Schlaglöcher. Der einstige Aufwand rottet hier vor sich hin – in die Instandhaltung wird abseits der Prachtbauten nicht mehr investiert. Kaputte Birnen in den Straßenlaternen kaum noch ausgewechselt. Der Asphalt der Wege ist fast nicht mehr zu sehen.
Wir lassen uns weiter treiben. Über die Piste geht es in die einfachen Wohnsiedlungen. Kleine Steinhütten, Wellblechdächer und Holzverschläge für den Verkauf säumen die Straßen. Müll liegt in den Gräben.
Der Regen hat die breiten Pisten aufgeweicht. Die Rinnen der Sturzbäche haben sich tief in den sandigen Boden gegraben. Kinder kicken jauchzend einen Ball über die Straße. Ein Junge zieht eine Blechbüchse an einem Faden hinter sich her, ein anderer treibt einen Reifen über den unebenen Weg. Eine Gruppe Schulmädchen winkt mir laut lachend zu.
In einer kleinen Cafeteria bestellen wir ein Croissant. Bei dem Anblick der Filterkaffeemaschine hoffe ich auf einen guten Kaffee mit Milch. Der Kaffee kommt dann letztendlich doch aus der Nespresso-Kapsel und die frische Milch wird unter Hilfe eines anderen Kunden nach genauer Beschreibung aus der Boutique in der Nachbarschaft extra für mich besorgt. Auch ohne eine Ahnung wozu ich die Milch überhaupt brauche, stellt die Bedienung – hocherfreut über ihren Fund – den halben Liter, eiskalte Milch vor mich auf den Tisch.
Zumindest eine größere Tasse wäre nicht schlecht. Ich bekomme ein Glas und mixe mir darin meinen Milchkaffee. Herrlich, auch wenn er dank der kalten Milch eher zum Eiskaffee wird. Das ist Westafrika pur! Herzlich, freundlich und eine improvisierte Lösung gibt es immer, auch wenn sie selten perfekt ist.
Hotel le Président in Yamoussoukro
Unseren letzten Tag in Yamoussoukro lassen wir es uns gut gehen. Wir entspannen am Pool des Hotels le Président, dem nächsten Prachtbau des Präsidenten Félix Houphouёt-Boigny. Auch wenn das Hotel inzwischen sichtlich in die Jahre gekommen ist.
Über 14 Stockwerke hebt sich das Gebäude in den Himmel und überblickt die grüne Golfanlage sowie den Wald in der Umgebung. Immer wieder hat sich die Natur hier Flächen zurück erobert, die das urbane Leben in der überdimensionierten Stadt nicht beansprucht hat. Auch das macht Yakro so angenehm: Es gibt Platz zum Atmen, zum Luft holen und Grünflächen zwischen den staubigen Straßen.
Ganz oben im Hotelturm thront das Restaurant wie ein Ufo. In der Ferne erblicke ich die Basilika und die Fondation de la Paix. Unter mir sehe ich die breiten Boulevards, auf denen winzige Autos ganz ohne Gedränge entlang gleiten, und die Seen, die die Stadt gliedern.
Neben uns speist nur noch eine französische Gruppe in dem großen Restaurant. Bei fantastischem Essen im klimatisierten Raum hänge ich meinen Gedanken nach: Arm und Reich, Staat und Bevölkerung – in Yakro liegt beides ganz eng beieinander und könnte weiter voneinander wohl nicht entfernt sein.
Nein, Yamoussoukro ist keine Geisterstadt
Betrachtet man nur die Prachtbauten, wirkt die Stadt überdimensioniert und verweist. Kein Wunder, welchen Nutzen haben die Bauten auch für die Bevölkerung?
Doch wirft man einen Blick in die Seitenwege, die Märkte und unterhält man sich mit den Einwohnern spürt man die typisch westafrikanische Herzlichkeit, das pure Leben und auch den Stolz einiger Ivoirianer auf die Hauptstadt und ihren Vater der Nation.
Dies ist meine persönliche Sicht auf Yamoussoukro. Vielleicht hast du ja ganz andere Erfahrungen gemacht? Einen anderen Blickwinkel und den Artikel zur „Geisterstadt“ findest du hier.
Und hier sind meine weiteren Artikel zu Städten in Westafrika: AccraAccra, LoméLomé
Praktische Infos für den Besuch in Yamoussoukro:
Sehenswürdigkeiten in Yamoussoukro:
- Fondation de La Paix: Eintritt 1.500 CFA + Trinkgeld für die Führung
- Basilique de Notre-Dame: Eintritt und Führung 2.000 CFA, Fotografieren 500 CFA, große Messe am Sonntag um 10.30 Uhr
- Pool Hotel le Président: 3.000 CFA
- Heilige Krokodile: Futterspektakel um 17 Uhr, am späten Nachmittag sind die Krokodile auch ohne Fütterung gut an Land am nördlichen Ende des ersten Teiches zu sehen.
- Auch schön von außen anzusehen ist die große, weiße Moschee.
Essen in Yamoussoukro:
- Hôtel le Président: Vorzügliche Küche mit Blick über die Stadt.
- Maquis 106: Typisch afrikanische Speisen in großen Portionen zu kleinem Preis. Unter kleinen Pailottes sitzt man nett im Garten oder an der Lagune. In der offenen Küche brutzeln die Soßen in großen Töpfen über dem Feuer.
- Restaurant La Brise: Ausgezeichnetes Restaurant mit afrikanischer und internationaler Küche mit Blick auf die Lagune und Kuppel der Basilika. Sehr leckerer, gegrillter Fisch.
- Maquis an der Lagune: Entlang der Rue des Maquis im Zentrum, v.a. Westseite, südlich der Hauptstraße. Abends Open-Air mit Blick auf die Lagunen.
- Boulangerie: In der Stadt gibt es mehrere Bäckereien, in denen man in (klimatisierten) Räumen oder auf der Terrasse Croissants und Nespresso bekommt. Ergänzend bringe ich mir zum Frühstück immer etwas frisches Obst mit und lasse es mir aufschneiden.
Beste Fotospots:
- Blick vom Nordwest-Ufer der Lagune auf die Basilika hinter dem See.
- Blick von der Aussichtsplattform der Basilika über die Stadt.
Anfahrt:
Aus Abidjan ca. 3 Stunden über mehrspurige Autobahn. Klimatisierte, moderne Busse von UTB. Stündliche Abfahrt in Abidjan vom Busbahnhof Adjame. Kosten 4.000 CFA. Ticket direkt vor Ort.
Dagmar
6. Januar 2020Sehr informativ, danke für diesen tollen Beitrag. Hast Du eventuell einen Tipp für ein bezahlbares Hotel oder am liebsten eine Ferienwohnung für 2 Erw. und 2 Kinder (12 und 10 Jahre). Danke!
Britta
6. Januar 2020Danke Dagmar ?
Mein Hotel war günstig, aber ich würde es nicht empfehlen. Bekannte waren im L’hôtel Brennus http://www.lebrennus.com/ – das soll ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben, ich kenne es selbst aber nicht. Im Hotel le President kannst du zwei benachbarte Zimmer über eine Zwischentür verbinden, es ist aber nicht günstig.
Ganz viel Spass in Yamoussoukro!
Bianca Leidner
6. Dezember 2019Eigentlich hatte ich gar keine Zeit, den Beitrag gelesen, aber Du hast ihn so interessant geschrieben. Und wieder habe ich etwas mehr über Westafrika gelernt, Danke!
Britta
6. Dezember 2019Danke für das liebe Feedback ?