Gläubige aus ganz Bolivien pilgern nach Copacabana am Titicacasee. Sie suchen die Sonneninsel auf. Offenbaren ihre Herzenswünsche auf dem heiligen Berg. Lassen ihre Autos segnen. Nicht immer steht ihre heutige Religion dahinter. Oft treibt sie ein tief verwurzelter traditioneller Glaube.
Neben frommen Pilgern ist Copacabana Ziel vieler Reisender. Auch ich lege hier auf meinem Weg von Peru nach Bolivien einen Stopp ein. Zunächst erblicke ich den Touristenrummel: Im Hafen schaukelt ein Ausflugsboot neben dem nächsten. Hostels, Restaurants und Agenturen säumen das Zentrum. Kleine Cafés blicken über den riesigen See.
Nur ein paar Schritte weiter begegne ich Religion und tiefem Glauben. Rund 80% der Bolivianer sind heute katholisch. Doch traditionelle Rituale und der Glaube an die alten Götter haben noch immer einen hohen Stellenwert.
Basilica de La Virgende in Copacabana, Titicacasee – wenn Glaube schützt
Die Basilica de la Virgende de la Candelaria thront auf einem offenen Platz. Eingefasst von einer weißen Mauer, deren Krone hinter einer Reihe blauer Verkaufsstände hervorlugt. Die Auslagen quellen über mit bunten Wimpeln, glitzernden Hüten, Sektflaschen und blinkenden Pokalen.
Ich frage mich, wozu das Ganze? Vielleicht Vorbereitungen für Silvester?
Nein. Das Rätsel klärt sich, als ein blank geputzter Geländewagen vorfährt. Mit Blumen und Girlanden geschmückt. Der Fahrer im schicken Anzug. Aus ganz Bolivien, teils aus Peru und Argentinien, begeben sie sich am Wochenende zur heiligen Kirche in Copacabana am Titicacasee. Um Autos, Lastwagen und Motorräder vom ‚Padre‘ taufen zu lassen. Mit Gottes Segen kann weder den Fahrzeugen noch den Insassen etwas zustoßen. So der feste Glaube der Fahrer.
Kreuzweg Cerro Calvario – wenn Glaube Wünsche erfüllt
An einer kleinen Kapelle beginnt der Kreuzweg zum Cerro Calvario. Der Berg gilt als heilig. An 14 Kreuzen entlang pilgern Bolivianer auf den Gipfel in 4.018 Metern Höhe. Von hier oben lasse ich den Blick weit über den Titicacasee schweifen. Eine herrliche Aussicht.
Um mich herum bitten Pilger um ihre Herzenswünsche. Davon überzeugt, dass die alten Götter sie auf dem heiligen Berg erhören. Sie zünden Feueropfer und stecken Blumen in die Erde. Zwischen den Steinen hinterlassen sie Zettel mit ihren Wünschen. Frauen verkaufen kleines Spielzeug. Glückssymbole, die für die Wünsche für das kommende Jahr stehen. Mein Blick fällt auf einen kleinen Plastikkoffer. Vielleicht ein Zeichen für mein neues Jahr?
Sonneninsel im Titicacasee – wenn Glaube die Ansichten spaltet
Und dann gibt es noch die heiligen Inseln im Titicacasee. Die Isla der Sol, die Sonneninsel, ist die größte. Und die heiligste. Der Legende nach schickte der Sonnengott den ersten Inca auf diese Insel. Damals hieß sie „Titicachi“. Hiervon soll sich der heutige Name des Sees ableiten. So der eine Glaube.
In Peru hörte ich eine andere Geschichte. Übersetzt bedeuten die Wörter „titi“ – „Puma“ und „caca“ – „Felsen“. Dreht man die Karte Boliviens auf den Kopf, zeigt sich der Puma im Umriss des Sees. Naja, dafür brauche ich schon viel Fantasie… Und auch hierzu haben die Bolivianer ihre eigene Sicht: So sei der „Pumafelsen“ ein großer Felsen in Form des Raubtieres auf der Sonneninsel.
Mir persönlich gefällt die Geschichte mit dem alten Inselnamen „Titicachi“ am Besten. Ich glaube daher an diese Namensgebung.
Mein Fazit zu Capacabana, Titicacasee:
Auf dem Weg durch Copocabana lohnt sich der Blick nach rechts und links. Mit etwas Abstand zum Touri-Rummel erfährst du schnell mehr über den hohen Stellenwert von Religion und Glauben in Bolivien.
Anreisetipp:Aus Bolivien fahren Busse in 3,5 Stunden von La Paz nach Copacabana. Ein kleines Abenteuer ist die Fährfahrt in Tiquina: Beim ersten Anblick der Holzfähren dachte ich an ausrangierte Flöße vergangener Tage. Erst beim zweiten Hinsehen nahm ich die Autos und Busse darauf wahr. Jeweils 2 bis 4 Wagen finden auf einem Floß gerade Platz. Gut, dass Personen in separaten, kleinen Motorbooten übersetzten.
Der Bus aus Puno erreicht Copacabana nach ca. 3 Stunden. Achte darauf, dass du keinen Direktbus nach La Paz erwischst, der die Grenze in El Desaguadero quert. So erging es mir. Am Abzweig nach Copacabana setzte der Fahrer mich und eine Handvoll Mitreisender samt Gepäck aus. Eine ältere Bolivianerin machte uns mit Händen und Füßen verständlich, wir sollen in einen Minibus steigen. Dieser kutschierte uns zur Grenze, die wir zu Fuß passierten. Für die Weiterfahrt drückte uns die Bolivianerin einige Münzen in die Hand. Hiermit schnappten wir uns in Bolivien einen neuen Transport ins Zentrum. Mit Gepäck ein etwas umständliches Prozedere.
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