… und alles endet damit, dass das Huhn mit einem Biss durch die Kehle vom Krieger unter wildem Geschrei seiner Gefolgschaft und des umstehenden Publikums erlegt wird. Das Dzawuza-Fest in Kpalimé feiert, wie viele andere traditionelle Feste in Togo die Ernte.
Die Straße vor dem Rathaus Kpalimés ist weitläufig gesperrt. Stuhlreihen unter blauen Sonnenschutzplanen säumen den Festbereich. Davor die bunten Schirme mit Aufdruck der Logos der Sponsoren.
Ich darf das Spektakel heute aus der ersten Reihe miterleben. Eine Stunde nach eigentlichem Beginn der Feier, trudeln die Gäste langsam ein. Noch immer kann ich mich nicht daran gewöhnen, das hier kein Fest, kein Termin, keine Sitzung oder Workshop pünktlich beginnt. 1 bis 2 Stunden Puffer sind fester Teil eines jeden Programms.
Eine weitere Stunde später geht es dann auch los…
Die traditionellen Chefs – Aufmarsch der Dorfältesten
Als erstes ziehen die traditionellen Chefs der Dörfer ein. Sie haben einen hohen Stellenwert hier im Dorfleben. Auf Lebenszeit gewählt, lenken sie das Geschehen in den Dörfern. Sie geben Hilfe und Rat, genehmigen Veranstaltungen, lassen Neuigkeiten verkünden und wissen über alles im Ort Bescheid. Sogar kleinere Vergehen wie Diebstähle und Streitigkeiten der Bewohner schlichten sie.
Ihr Aufmarsch über den Festplatz ist farbenprächtig. Traditionell sind sie in bunte, prächtige Tücher gehüllt. Wie Könige zeigen sie mit Kronen auf dem Kopf oder Zepter in der Hand ihr Ansehen. Kleinere oder größere Gefolge begleiten die traditionellen Chefs zu ihren Plätzen auf der mir gegenüber liegenden Straßenseite. Tänzer stampfen wild zu lautem Trommelschlag und schlingern um sie herum.
Offizieller Besuch des Kultusministers zum Dzawuza in Kpalimé
Nachdem nun die Stühle gefüllt sind, darf auch der Minister eintreffen. Bislang wurde er im Hotel vertröstet, um nicht vor leeren Stuhlreihen aufzumarschieren. Auch dies wird im Ablauf von Veranstaltungen berücksichtigt: Die offiziellen Gäste bekommen einen späteren Beginn mitgeteilt, damit sie nicht zu lange warten müssen.
Von Militär begleitet, schreitet der Kultusminister an uns vorbei. In der ersten Reihe habe ich die Ehre ihm die Hand zu schütteln. Neben ihm der Prefect und die Bürgermeisterin. Nach einer Runde am Volk vorbei nimmt die Delegation Platz und das eigentliche Programm läuft an.
Tänze, Musik und Zeremonien auf traditionellen Festen in Togo
Aber nicht ohne Eröffnungsgebet. Wir danken Gott für die gute Ernte, die fruchtbare Erde in der Region, die regenreiche Zeit. Ist ja schließlich das Erntedank-Fest. Aber auch ohne kirchlichen Anlass sind Gebete am Anfang und Ende wichtiger Bestandteil von Festen und Terminen in Togo. Einträchtig erheben sich Muslime, Christen und Anhänger anderer oder auch mehrerer Gottheiten, senken die Köpfe und beten gemeinsam.
Im steten Wechsel folgen nun Reden, Tänze und Musik traditioneller Gruppen. Von den Reden verstehe ich nur die Hälfte, da die traditionellen Chefs Ewé sprechen. Die hier verbreitete Lokalsprache. Aber ihr Auftritt ist auch so ein Spektakel für sich. Die Chefs treten nie alleine ans Mikrophon. Eine Traube von Geleitleuten umgibt sie. Musik begleitet ihren Aufmarsch und umrahmt die Reden.
Daneben bleibt mir Zeit ausgiebig die umstehende Menge zu beobachten. Allein das Publikum gibt ein lustiges Bild ab: spontan vom Markt herüber gekommen oder auf dem Weg nach Hause stehen geblieben, verweilen sie – ihre Einkäufe, Obst und Gemüse in großen Wannen einfach auf dem Kopf belassend.
Eine erste Gruppe zieht singend und tanzend an uns vorbei. In Lumpen gekleidet führen sie einen Kriegstanz auf.
Weitere traditionellen Tänze und Gesänge lockern die folgenden Reden auf. Frauen balancieren Obst und Gemüse auf dem Kopf, Arme und Beine mit weißen Symbolen bemalt.
Männer und Kinder schlagen auf große und kleine Trommeln, Tänzer hüpfen wild und wie in Trance um die Sänger. Motive für Fotos und Videos ohne Ende.
‚Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss‘: So erlegt die Kriegsgruppe noch mal eben auf der Straße ein lebendes Huhn mit einem Biss durch die Kehle. Mit seiner Trophäe im Mund verschwindet der erfolgreiche Jäger in der tobenden Menge. Oder mit einem anderen Sprichwort beendet ‚Hier scheiden sich die Geister‘. Für meinen Geschmack hätte das nun wirklich nicht sein gemusst.
Traditionelle Erntedank-Feste in Togo:
Traditionell feiern die Ewe ihre Erntefest im Somme zwischen Juli und September. Andere Völker feiern zu anderen Zeiten. So findet fast in jedem Monat in einem anderen Ort Togos ein traditionelles Fest statt:
- Im Januar in Mango
- Im Februar in Kande
- Im April in Niamtougou
- Im Juli in Atakpamé
- Im August in Kpalime, Tsevie und Togbui-Agni
- Im September in Adzinuku und Notsé
- Im Dezember in Bandou
Weitere Traditionelle Feste findest du auf der touristischen Internetseite von Togo.
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