Acht Stunden Zwischenstopp in Lissabon bevor ich weiter nach Lomé fliege. Acht Stunden am Flughafen abhängen? Nein, Danke! Meine Zeit in Lissabon verbringe ich lieber in der Stadt.
Damals fünf Tage…
Als sich mein Flieger Lissabon näher und unter mir die Dächer der Stadt auftauchen, wird ein verlängertes Wochenende vor vier Jahren wieder lebendig: Die kleinen Gassen, die tollen Ausblicke von den Hügeln über das Häusermeer bis an den Tejo. Tausende Fotos habe ich geschossen. Von den schwarz-weißen Mustern im Pflaster, der historischen Trams, den Elevadors, den Azuléjos (Kacheln) an den Hauswänden und all den kleinen Details, die es überall zu entdecken gibt.
Und den perfekten Abschluss feierten wir damals, Anfang Juni, beim kunterbunten Fest am Nationalfeiertag. Fünf tolle Tage, vollgeproft mit Unternehmungen, Eindrücken und jeder Menge Sehenswürdigkeiten.
…heute fünf Stunden in Lissabon
Heute habe ich keinen Plan. Keine Stadtkarte. Und auch kein Internet, um mal schnell ein paar Tipps zu googlen. Am Flughafen gibt es zwar einen Infopoint, aber die Schlange ist mir zu lang. Kein unnötiges Warten, denn mir bleiben nur gut fünf Stunden in der Stadt. Um einem ausgefeilten Plan zu folgen, reicht die Zeit ohnehin nicht. Also entscheide ich, mich einfach treiben zu lassen.
Ich marschiere schnurstracks zur Metro, ziehe mir ein Tagesticket und steige in die Bahn. Über der Tür studiere ich den Netzplan. Die Station ‘Rossio’ kommt mir irgendwie bekannt vor. Nach etwa einer halben Stunde und einmal umsteigen bin ich da. Als ich den großen Platz erblicke, erkenne ich ihn gleich wieder. Ein paar Ecken weiter hatten wir damals unser Hotel.
Entgegen der Touristenströme
Kurz überlege ich, mich spontan einer der offenen Stadtführungen anzuschließen, die gerade am Platz starten. Aber eigentlich habe ich keine Lust auf die Touristen-Massen und die üblichen Touri-Pfade. Und die Sehenswürdigkeiten habe ich ohnehin bereits beim letzten Besuch abgeklappert.
Also setze ich mich daher entgegen dem Strom der Touristen in Bewegung und erklimme meinen ersten Hügel über unzählige Stufen. Hier ist es ruhig. Wäsche flattert an den Leinen vor den mit Kacheln verzierten Häusern. Ein alter Mann genießt die Sonne auf einem kleinen Platz. Eine Frau hält an einer Bank beim Erklimmen der unzähligen Treppen inne. Auch ich lasse mich kurz nieder und betrachte die kleinen Details: bunte Azuléjos, gusseiserne Balkone, halbzerfallende Häuser aus denen das Unkraut wuchert.
Die Wiege des Fado
Schließlich lande ich im Stadtteil Mouraria. Ich schlendere durch die engen Gassen des alten Viertels, eines der ärmsten der Stadt. Und die Wiege des Fados. Maria Severa, die erste Sängerin, die den Stil des Fado prägte, ist hier geboren. Nach ihr lebten noch viele weitere Fado-Sänger in Mouraria. Darunter die bekannte Amalia Rodrigues.
Das alles kann ich auf kleinen Tafeln nachlesen, die neben den schwarz-weiss an die Wände gemalten Portraits kleben. Ein nett gemachter Infopfad, den ich beim letzten Lissabon-Besuch noch nicht entdeckt habe.
Hier und da durchstöbere ich ein kleines Geschäft und mache den ein oder anderen Schnappschuss mit dem Handy (meine Kamera bleibt heute im Rucksack). Ich schaue um jede Ecke und schlage immer den Weg ein, der mir gerade am besten gefällt.
So stoße ich auf das kleine Café Quase. Ein herrliches Café, mit sehr viel Kreativität und Liebe zum Detail eingerichtet – ganz nach meinem Geschmack. Wie auch der kleine Snack und der frische Smoothie, die ich hier genüsslich schlürfe. Unbedingt zu empfehlen!
Ein Hauch von Meer
Auf dem weiteren Weg begegne ich langsam wieder mehr Touristen. Ich nähere mich dem Castelo de S. Jorge und dem berühmten Stadtteil Alfama. Ich schlängele mich an Gruppen mit Stadtführern vorbei durch die engen Gassen der Altstadt. Immer abwärts, denn ans Wasser möchte ich unbedingt auch noch.
Im Hafen dominiert ein Kreuzfahrtschiff den Blick über den Tejo, der von hier in den Atlantik mündet. Nur ein Katzensprung… Mit geschlossenen Augen tanke ich noch ein wenig Sonne und denke zurück an unsere tolle Radtour die Küste entlang beim letzten Lissabon-Besuch.
Zurück ins Getümmel
Noch ein wenig im Moment verharren… dann mache ich mich auf den Rückweg zum Flughafen. Über den prächtigen Platz ‘Praca do Comercio’ geht es ins Getümmel der Haupteinkaufs- und Flaniermeile und wieder in der Metro zum Airport.
Schnell bin ich durch die Sicherheitskontrollen und am Gate. Schade, dass ich nicht noch ein wenig länger in Lissabon bleiben konnte.
Zwischenlandung in Lissabon zur Stadterkundung nutzen
Für die kurze Zeit, war die Art der Stadterkundung genau richtig: Ohne Plan treiben lassen, abseits vom größten Rummel und ohne Kamera. Ohne Stress, einfach genießen. Eine wundervolle Auszeit während meines langen Fluges von Deutschland nach Togo. Und genügend Zeit, mich ein zweites Mal in diese Stadt zu verlieben. Hach, fast so schön wie Valparaiso….
Tipps für eine Zwischenlandung in Lissabon:
- Handgepäck: Pack dein Handgepäck von vornherein so, dass du nicht zuviel unnötiges Zeug mit dir rumschleppen musst. Oder denke an eine zweite kleine Tasche, so dass du eine Tasche in einem Schließfach lassen kannst.
- Tagesticket für die Metro: 6,15 € Mit dem Tagesticket bist du flexible und kannst spontan und so oft du willst in die Metro steigen. Die Fahrt vom Flughafen ins Zentrum dauert nur etwa 20 min.
- Einfach genießen: Lass die größten Sehenswürdigkeiten aus, dort erwarten dich in den meisten Fällen große Menschenschlangen. Lissabon ist eine tolle Stadt, die auch abseits der Haupttouri-Pfade wunderschön ist und jede Menge kleine Details zum Entdecken hat.
- Treiben lassen: Trau dich, dich ohne Plan und Route treiben zu lassen. Die Stadt ist gut mit der Metro erschlossen, wenn du mal nicht mehr weißt wo du bist oder in einen anderen Stadtteil wechseln willst, ist die nächste Station bestimmt nicht weit.
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