Jedes Schulkind weiß: der höchste Berg der Welt ist der Mount Everest im Himalaya. 8.844 Meter misst er. Wie ihn der Vulkan Chimborazo in Ecuador dennoch überragt, erfahre ich während unserer Aktivtour auf dem Vulkan.
Im Geländewagen erklimmen wir die mit Asche überzogene Straße zur Carrel-Hütte. Schnee und Hagel setzen ein. Trübe Sicht. In 4.850 Metern ist die Luft dünn. Und es ist kalt. Schnell ziehen wir noch ein paar Klamotten über. Und wärmen uns an heißem Kakao mit Marschmellows in der Hütte.
Wieder auf Temperatur gekommen wagen wir uns vor die Tür. Der Schnee-Hagel hat aufgehört. Aufgeregt zücken die wenigen Hütten-Gäste ihre Kameras. Doch die Aussicht ist kaum besser geworden. Dann entdecken wir das eigentliche Motiv. Ein streunender Hund? Erst beim zweiten hinschauen, erkenne ich den Wolf. Zum Greifen Nahe. Ein Mitarbeiter der Hütte wirft ihm einen Brocken Fleisch vor. Deshalb hat sich das scheue Tier so dicht heran gewagt.
Spaziergang auf dem Vulkan Chimborazo
Kleine Pfade ziehen sich durch die Landschaft. Nur Geröll und Stein. Mit weißen Hagelkörnern überzogen. Jeder Schritt in der Höhe ist anstrengend. Doch Oswaldo, unser Guide, motiviert uns. Nur noch 100 Meter. Nur noch 10 Minuten. Immer ein kleines Stück weiter hinauf. Bis zur nächsten Hütte. Auf 5.000 Metern.
Und noch etwas weiter. Zur Laguna Condor Cocha. 5.100 Meter geschafft.
Und noch ein kleines Stück höher. Auf die Hügel am Rand der Lagune. 5.180 Meter über dem Meerespiegel. Für mich ist es der bislang höchste Punkt der Erde, den ich bislang erreicht habe. Was es mit dieser Höhe wirklich auf sich hat, erfahre ich später Hier beginnt der Gletscher. Ohne Bergsteiger-Equipment endet damit unsere Tour auf den Vulkan Chimborazo.
Leider sind sowohl der Gipfel als auch der Blick nach unten durch Wolken und Nebel getrübt. Bei gutem Wetter muss es eine herrliche Aussicht sein.
Höher als der höchste Berg der Welt?
Der Chimborazo ist mit 6.310 Metern (6.267 nach neuesten Messungen) der höchste Berg Ecuadors. Bis der Himalaya vermessen wurde, galt er sogar als höchster Berg der Erde. Doch, wie man heute weiß, überragt ihn der Mount Everest um über 2.500 Meter.
ABER der Gipfel des Chimborazo kann sich trotzdem höchster Punkt der Erde nennen. Wie das? Die Welt ist eigentlich gar keine Kugel. Rotation und Fliehkraft drücken unseren Planeten in Form einer Ellipse. Die Pole zusammen gequetscht. Am Äquator ausgedehnt. Misst man (oder berechnet) vom Erdmittelpunkt aus, liegt das Gipfelkreuz des Chimborazo 6384,557 Kilometer entfernt. Der Mount Everest dagegen 6382,414 Kilometer – über 2 Kilometer weniger.
So gesehen kann jeder, der den Chimborazo erklimmt, mit Stolz behaupten auf dem höchsten Punkt der Erde gewesen zu sein. Alles eine Frage der Perspektive.
Auf einen Gipfelsturm sind wir nicht vorbereitet. Also bleiben wir auf 5.180 Metern über NN. Oder 6383,4 Kilometer von der Erdmitte entfernt. Ha! Wer hätte das gedacht – höher als der Mount Everest!
Auf dem Mountainbike den Vulkan hinunter
Gemächlich steigen wir wieder zur Hütte hinab. Inzwischen hat der Schnee-Regen wieder eingesetzt. Frischer Schneematsch liegt auf der Straße. Für unseren Jeep kein Problem. Mit dem Moutainbike für uns doch etwas zu glitschig.
Aber an der Schneegrenze satteln wir um. Wir schwingen uns auf unsere Bikes. Im Nebel düsen wir über die Asche. Kaum ein paar Meter dringt unser Blick durch die tief hängenden Wolken.
Oswaldo folgt uns im Geländewagen. Nur wenige Meter hinter uns. Mit blinkendem Warnlicht, damit uns niemand übersieht. Und wir genießen den Spaß hinab bis zum Eingang des Reservats.
Anreisetipp zum Vulkan Chimbarazo:
Auf unserem Weg in Ecuadors Süden leisten wir uns für diesen Part einen Guide. Die 110 US$ sind nicht gerade günstig, aber für uns hat es sich gelohnt. Und wir sparen Zeit.
Oswaldo (den Guide hat uns unser Hotel vermittle) holt uns morgens im Hotel in Banos ab. Mountainbikes im Gepäck. Auf der Fahrt erfahren wir von ihm spannendes über das Land, Ecuadors Vulkane, Lamas und Alpakas. Spontane Fotostops inklusive. Individuell gestalten wir den Tag auf dem Chimborazo. Dann geht es weiter nach Riobamba, direkt zur nächsten Unterkunft. Somit konnten wir diesen Transfertag zu einem spannenden Reisetag umgestalten.
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