Unser Vulkan Trekking führt uns auf einen der aktivsten Vulkane in Chile: Den Vulkan Villarica. In 2.840 Metern Höhe blicken wir in den Schlund der Erde. Ein unvergesslicher Moment. Alles was es hierfür braucht, ist eine gesunde körperliche Fitness. Und das passende Wetter…
Im März 2015 spuckte der Vulkan Villarica Lava und Asche. Heute besteigen wir den noch immer aktiven Vulkan.
Ein paar Tage mussten wir auf das passende Wetter warten. Umso größer ist die Freude als die Agentur heute morgen grünes Licht für den Aufstieg gibt. Ein gepackter Rucksack wartet auf uns. In ihm unser Equipment: Bergsteigerstiefel, Eispickel, Steigeisen, Helm, Gasmaske, Plastikschalen, Overal und ‚Poposchürze‘. Wozu das Ganze, erfahren wir später. Wir stopfen noch schnell Proviant, Wasser, Sonnencreme und Sonnenbrille dazu, und auf geht’s. Um 6.30 Uhr startet der vollbesetzte Kleinbus.
Vulkan Trekking durch Schnee und Eis
Vor uns liegt, mit einer weißen Schneekappe überzogen, der perfekte Kegel des Vulkans. Der Aufstieg auf den Villarica ist eine beliebte Tour bei Touristen. So starten neben uns zahlreiche weitere kleine Gruppen. Je zwei Guides begleiten sechs bis acht Teilnehmer.
Für die ersten Höhenmeter wählen wir den Sessellift. Und sparen so eine Stunde wandern. Aus 1.840 Metern schweift unser Blick über die Wolken. Unter uns breiten sich riesige Seen, grüne Ebenen und Berge aus. In der Ferne weitere Vulkane.
In Reihe und Glied beginnt unser Vulkan Trekking. Ganz gemächlich über Geröll und schwarze Lava. Immer dem Guide hinterher. Schon bald passieren wir die Schneegrenze. Unsere Gruppe hat sich ganz nach vorne gearbeitet. Die Guides schlagen mit dem Eispickel kleine Stufen in den gefrorenen Schnee. Alle anderen folgen unseren Tritten.
Bald wird der Schnee eisiger. Wir legen unsere Steigeisen an. Erst den Eispickel einschlagen, dann fest in den Schnee treten. So schreiten wir sicher über den glatten Boden. Immer im gleichen Rhythmus.
Vulkan Villarica: Ein Bild aus Schwarz und Weiß
Langsam aber stetig steigen wir auf. Mit etwas Fitness, ein Katzenspiel. In den kurzen Pausen lasse ich den Blick über die Landschaft gleiten. Der Kontrast zwischen pechschwarzer Lava und rein weißem Schnee ist scharf. Dazwischen ziehen sich bunte Linien der Bergsteiger in Kolonnen den Berg hinauf.
Etwa 200 Meter unterhalb des Kraters stoppen alle Gruppen. Die Rucksäcke lassen wir zurück. Ebenfalls die Steigeisen. Eis und Schnee sind erneut schwarzem Gestein gewichen. Ich lege eine Hand auf die Steine und spüre die Wärme der Erde.
Mit dem Eispickel in der Hand als Kletterhilfe und Gasmaske um den Hals klettern wir über die frische Lava. Sie stammt vom letzten Ausbruch vor knapp einem Jahr. Es ist steil, die Lava locker. Immer wieder warnt ein lautes ‚roca‘ der Guides vor herunter kullernden Steinen.
Der Erde in den Schlund geschaut
Es riecht nach Schwefel. Dampf steigt uns in die Nase. Beißender Qualm zieht in die Lungen. Zeit unsere Gasmasken über das Gesicht zu ziehen. Dann krackzeln wir ein Stück höher. Bis wir am Rand des Kraters stehen und hinab blicken: Mitten in die Erde. Vor uns öffnet sich das gelb-grüne Erinnere. Schwarze Lava säumt den unteren Rand.
… und dann, plötzlich, spritzt rot glühende Magma empor. Zähflüssig bleibt sie an den Wänden kleben. Fließt langsam hinab. Es folgen Fontänen, mehrere Meter hoch. Über uns kommt Asche herunter. Ein überwältigender Anblick in das Innere der Erde!
Ich kann mich nicht satt sehen an dem Spektakel. Aber unsere Guides drängen zum Abstieg. Wir müssen Platz machen. Für die nächsten Gruppen.
Rasante Abfahrt auf dem Popo
Wieder bei unseren Rucksäcken, heißt es erneut umrüsten. Der letzte Teil unseres Equipments kommt zum Einsatz: Overal an, Poposchürzen umgeschnallt und Plastikschalen festgezurrt…
Hinunter geht’s rasant. Mit voller Montur rutschen wir auf dem Popo in gespurten Rillen durch den Schnee den Vulkan hinab. Einzige Möglichkeit zum Bremsen: unser Eispickel. Ich komme ganz schön ins schleudern und nehme den ein oder anderen Stein mit. Irgendwie kommen wir aber alle heile unten an.
Nach gut neun Stunden geht ein unvergessliches Erlebnis zu Ende.
Worauf du dich beim Vulkan trekking einstellen solltest:
Mal kalt mal warm: wechselndes Wetter, Anstrengung und Pausen erfordern Lagenlook.
- Wartezeit: auch wenn die Touren täglich angeboten werden, sind sie in der Hochsaison manchmal ausgebucht.
- Wetterbedingt können Touren ausfallen oder es muss noch vor dem Krater kehrt gemacht werden.
- Geröll, Eis, Schutt – keine Trekkingschuhe, unbedingt feste Wanderstiefel anziehen. Diese gehören zur Ausstattung der professionellen Anbieter.
- Gute Agenturen stellen das notwendige Equipment inkl. Rucksäcke. Ihr müsst am Tag vor der Tour vorbeikommen und anprobieren.
- Nicht immer ist brodelndes Magma zu sehen. Wir hatten Glück. Aber auch ohne, ist der Aufstieg überwältigend.
- Wandern mit Steigeisen und Eispickel ist anstrengend. Doch der Aufstieg in einer geführten Tour ist auch für ungeübte Bergsteiger machbar. Körperliche Fitness vorausgesetzt.
- Nicht vergessen: ausreichend Wasser, energiereiche Snacks, Sonnenschutz, Sonnenbrille.
- Ein unvergessliches Erlebnis. Atemberaubend und einfach überwältigend.
Weitere Erfahrungsberichte von Touren an und auf Vulkanen und Bergtouren in Südamerika:
- Aktivtour auf dem Vulkan Chimborazo in Ecuador
- Trekking in Banos, Ecuador am Fuße des Vulkans
- Aufstieg auf den Huyana Potosi in Bolivien
- Aktivtour im Torres de Paine Nationalpark in Chile
- Trekking auf dem Inka Pfad in Peru
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