Mein erster Eindruck von Togo nach meiner Ankunft in Lomé: impulsiv, lebendig, herzlich! In jeglicher Hinsicht – intensive bunte Farben, laut diskutierende Leute, freudiges Lächeln auch wenn ich nix verstehe, chaotisches Durcheinander, voll aufgedrehte Musik in den Bars. Kinder laufen mir mit offenen Armen entgegen, Fremde lachen mich an und jeder wünscht ein ‚bonne arrivée‘.
Erst ein paar Tage bin ich in Lomé, der Hauptstadt Togos. Noch ist alles neu und fremd. Neugierig marschiere ich zu Fuß ins Zentrum und begebe mich auf Entdeckungstour.
Bei gut 30 Grad rinnt der Schweiß an mir herunter. Aber im Auto saß ich in den letzten Tagen zu genüge. Und auf die Moto-Taxis traue ich mich noch nicht. ‚Zemidjan‘ oder kurz ‚Zem‘ gennant, knattern sie auf der vierspurigen Straßen neben mir vorbei. Kurz hupend fragt mich jeder freie Fahrer, ob ich mitfahren möchte. Zems prägen hier den Verkehr. Die Fahrt ist günstig, aber auch nicht ganz ungefährlich.
Etwas teurer sind die Taxen – erkennbar an den gelben Nummerschildern. Sie kurven ebenfalls zu genüge durch die Stadt. Geteilt mit mehreren Insassen kosten auch diese – gemessen an europäischen Verhältnissen – nicht viel. Und man kann sie auch für individuelle Fahrten buchen. Mein vorerst bevorzugtes Verkehrsmittel.
Am Strand von Lomé
Doch heute möchte ich die Stadt erlaufen. Auf meinem Weg, immer der Küste entlang, folgt mein Blick der Küstenlinie. Die Farben sind unglaublich satt und intensiv. Der grüne Palmenhain hebt sich vom blauen Himmel ab. Darunter ein breiter dunkelgelber feinsandiger Streifen, der im Kontrast zum dunklem Blau des Meeres steht.
Am Horizont kreuzen riesige Frachter das Meer. Einer neben dem anderen. Wie auf einer gigantischen Autobahn auf dem Ozean. Sie sind auf dem Weg in oder aus dem Hafen von Lomé. Dem einzigen Tiefseehafen Westafrikas. Ein logistisches Zentrum, über das auch angrenzende Länder bis in die Sahelregion Waren beziehen.
Der moderne Hafen steht im krassen Gegensatz zur traditionellen Fischerei. Per Hand zerren dutzende Männer an einem Tau die schweren Netze aus dem Wasser. Am Wochenende säumen die alten, an Land gezogenen Holzbaracken die Küste.
Leider sind die Wellen zu stark zum entspannten Baden. Mit lautem Getöse brechen sie am Ufer. Ab und an toben Kinder in den Wellen. Ich lasse mir das Wasser um die Füße spülen. In den kommenden Wochen entdecke ich weitere Küstenabschnitte für einen entspannten Tag am Strand in Togo.
Kurz hinter dem alten Landungssteg der Deutschen biege ich in die trubelige Stadt ab. Der Steg stammt, ebenso wie noch einige alte Häuser, aus der Kolonialzeit Anfang des 19. Jahrhunderts.
Der grand marché von Lomé
Ich stehe sofort im Gewimmel zwischen den Marktständen auf dem grand marché von Lomé. Ein kunterbuntes Durcheinander. Knatternde Moto-Taxen schlängeln sich durch die Menge. Hupende Autos suchen im Schritttempo ihren Weg, entladen mitten im Rummel ihre Waren. Bald kommen die Autos nicht mehr weiter. Die komplette Straße ist mit alten, staubigen Sonnenschirmen überspannt. Unter den Schirmen türmen sich alle erdenklichen Waren: bunte gemusterte Stoffe in satten Farben, frisches Obst, Schuhe und Klamotten, rohes Fleisch und tote Tiere.
Auf der schmale Gasse dazwischen schieben sich vorrangig Frauen in bunten, gemusterten Röcken und Kleidern hindurch. Einkäufe und Waren balancieren sie grazil auf dem Kopf. So wie hier fast alles transportiert wird: Schüsseln voller Gemüse und Obst, Stapel aus Töpfen, Getreidesäcke, hoch aufgetürmte Stoffballen… Auch meinen großer Koffer (23 kg) setzte eine junge Frau im Hotel auf den Kopf. Sie trug ihn auf diese Weise ohne ersichtliche Mühe ins Obergeschoss.
Meine Kamera und das Handy lasse ich auf dem Markt lieber in der Tasche – sorry, vorerst keine Fotos! Ich falle mit meinen blonden Haaren auch so schon genug auf. Kein weißes Gesicht ist weit und breit in Sicht. Schnell gewöhne ich mich an das „ksss, ksss“ mit dem vor allem Männer meine Aufmerksamkeit versuchen auf sich zu ziehen. Zudem habe ich es mir hier auf dem Markt schnell abgewöhnt auf jedes Bonjour freundlich lächelnd zu antworten, da ich vorerst keine Lust auf weitere Begleitung habe.
Am Sonntag ist die Stadt wie ausgewechselt. Die Marktstände sind abgebaut. Die Straßen fast Menschenleer.
Inzwischen habe ich den Markt oft besucht. Ich bin mutiger geworden und habe auch einige Fotos gemacht. Geändert hat sich nicht viel, außer dass inzwischen keine Mototaxen mehr erlaubt sind. Ein wildes Durcheinander ist es bis heute geblieben.
Noch mehr Märkte in Lomé
Fürs erste reicht mir der Trubel. Ich schlendere weiter über den nahe gelegenen marché de pagné. Auf dem Stoffmarkt ist es schon deutlich ruhiger. Im Zentrum befinden sich über 20 Buden. Die Frauen in den blauen Holzverschläge bieten ausschließlich Stoffe feil. Sofort laden sie mich zum Schauen und Begutachten ihrer Waren ein.
Fischmarkt, Marché de fetiche, Kunsthandwerksmarkt – inzwischen habe ich weitere sehenswerte Märkte in Lomé erkundet, die ich dir in einem gesonderten Artikel vorstelle.
Ich wohne im Viertel ‚Kodjoviakope‘ in Lomé. Zurück zum Hotel geht es über staubige, sandige Straßen in Richtung Ghana. Geradlinig zieht sich die Landesgrenze mitten durch die Stadt – nur wenige Meter von meiner Unterkunft entfernt. Kodjoviakope ist ein schönes Viertel zum Wohnen: sicher und entspannt, es gibt alles vor Ort was ich benötige und sowohl Meer als auch City sind zu Fuß zu erreichen.
Auch in diesem Wohnviertel scheint es, als würde jeder einzelne Einwohner, allen voran die Frauen, irgendetwas auf der Straße verkaufen. Es fängt an beim Hofverkauf. Schilder an den Mauern preisen Eier, Wasser und sonstiges an. Vor den Wohnungen sind kleine Stände aufgebaut, die mit frischem Obst und Gemüse bestückt sind. Dahinter Frauen in den typischen bunten Kleidern, ihre Babys auf den Rücken gebunden. Neben ihnen die etwas älteren Kinder, die Obst einpacken und beim Verkaufen helfen.
Durch die größeren Straßen ziehen sich kleine Läden mit Lebensmitteln. Davor auf den Straßen die mobilen Verkäufer. Sie hocken auf dem Boden zwischen einem Meer aus Kokosnüssen oder auf einem Hocker hinter kleinen Beuteln mit Getreide, handverlesenem Obst und Gemüse – all das, was der eigene Anbau gerade abwirft. Der Verkauf von Benzin, mit Trichtern in Flaschen abgefüllt, ist dagegen eine Männerdomäne, so scheint es.
Relaxen an der Beach-Bar
Den Nachmittag genieße ich am Strand. Vor Kodjoviakope reihen sich direkt hinter der Hauptstraße ein paar kleine Beach-Bars auf. Vor allem von Einheimischen besucht, gibt es hier Getränke und einfache lokale Speisen: frisch gegrillten Fisch, Spieße und Hähnchen, Suppen, Reis, Pâte, Foufou…
Mit einem halben Liter Cola sitze ich im Schatten auf einem leuchtend blauen Plastikstuhl, die Füße im Sand. Ich beobachte das bunte Treiben um mich herum und lasse die Gedanken treiben…
Hier ließen sich auch alle Einkäufe ganz entspannt nebenbei erledigen. Fliegende Händler haben mir innerhalb von einer Stunde das Sortiment eines ganzen Einkaufszentrums präsentiert: von Hosen, Blusen, Gürteln, Sonnenbrillen, Hüten und Unterwäsche, über Nagellack (inkl. Mani- und Pediküre), Haarspray, Taschentücher und Lippenbalsam bis hin zu Zigaretten, Handys und Zubehör, CDs und überdimensionalen Teddybären. Von Wasser, Erdnüssen, Obst und anderen Leckereien ganz zu schweigen. Aber alle ganz unaufdringlich – ein leichtes Kopfschütteln und die fliegenden Händler ziehen weiter.
Später lerne ich, einfach nicht hingucken ist die noch einfachere Alternative Desinteresse zu zeigen.
Willkommender Regen
Bei Einbruch der Dämmerung gegen 17.30 Uhr mache ich mich auf den Rückweg. Gerade noch rechtzeitig komme ich im Hotel an, bevor ein Sturm aufzieht. Mein erstes Gewitter in Togo. Kurz scheint es als würde die Welt untergehen. Aber in 30 Minuten ist es wieder vorbei. Die frische Brise und ein leichter Nieselregen bleiben.
Der einzige Regen bislang – trotz Regenzeit. Kaum zu glauben, auf meiner schattigen Terrasse fröstele ich in kurzer Hose und Shirt sogar ein wenig. Die nächsten Tage hat es sich merklich abgekühlt und ich schlafe sogar ohne Klimaanlage hervorragend.
Meine Tipps zum Ankommen in Lome:
- Stadtplan: Einen kostenlosen Stadtplan gibt es in den Buchläden im Zentrum. An der Kasse fragen.
- Taxi: Die entspannteste Art von A nach B zu kommen, ist im Taxi oder Tricicle. Zu erkennen an den gelben Nummernschildern. Heranwinken und Preis zum Ziel verhandeln. Richtwert: 1500 F CFA (2,20 €) im Zentrum, in ausserhalb gelegene Stadtteile 2000 Franc. Besonders komfortable lassen sich Taxen, Tricicle und Mototaxen inzwischen über die App GoZem buchen.
- Kodjoviakope: Entspanntes Viertel, in dem man alles findet und sich tagsüber problemlos bewegen kann. In wenigen Schritten ist der Strand erreicht, das Zentrum zu Fuss in etwa 15 Minuten. Es gibt einige nette Kunstläden, Hotels und Restaurants.
- Mein Hoteltipp: Hotel Seaside*
- Strandbars von Kodjoviakope: Ein kühles Getränk genissen und das Treiben rundherum beobachten.
- Treiben lassen: Durch die sandigen Wege spazieren und nicht davon abhalten lassen, dass der Schweiß läuft und jeder einen anspricht.
- Sicherheit: Nach Einbruch der Dunkelheit nicht durch die Strassen spazieren. Ansonsten die üblichen Regeln in einer Großstadt in Bezug auf Sicherheit beachten.
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Udo Fröhlich
9. März 2024Lomé ist im Vergleich mit anderen afrikanischen Haupstädten durchaus entspannt.
Habe mich nie unsicher oder bedrängt gefühlt.
Eine exotische Sehenswürdigkeit ist der Woodoo Fetischmarkt Akodésséwa. Kostet zwar relativ hohen Eintritt, dafür gibt es einen englischsprachigen Führer. Nachdem man Eintritt zahlt, braucht man sich auch nicht zum Kauf irgendwelcher Devotionalien verpflichtet fühlen.
Ansonsten sind die Strände östlich des zentralen Lomé eher noch schöner. Z.B. der Coco Beach in Avepozo oder der Marcelo Beach in Baguida. Da fahren am laufenden Meter Sammeltaxis und Tuktuks (Zemijan) auf der „Küstenstraße“ raus und wieder rein. Sehr bequem und kostengünstig zu erreichen.
Deutsche sind in Togo sehr beliebt und willkommen.
In der Landessprache Ewe heißen wir Djama. Es gibt auch ein gleichnamiges Bier, das nach dem Rezept der EKU-Brauerei in Kulmbach gebraut wird.
Frank
3. Juni 2017Beeindruckend, das klingt fast nach Urlaub…
Und herrscht dort Freitags (wie in anderen Teilen Afrikas) stets ne noch ausgelassenere Stimmung gegenüber anderen Wochentagen?
Britta
3. Juni 2017Den Freitag in Lomé war auf jeden Fall viel los und gute Stimmung! Den Samstag aber auch… Ich werde nochmal ein paar Wochenenden auf mich wirken lassen und dem nachgehen… ?