Bereits am Nachmittag türmen sich die Pintxos auf den Tresen der Bars im Parte Vieja – der Altstadt von San Sebastian. Oliven, Sardellen und Peperoni auf kleine Holzstäbe gespießt. Scheiben frischen oder gerösteten Baguettes mit Fisch, Schinken und Spiegeleiern in Miniatur belegt. Adrette Türmchen aus mehreren Schichten Gemüse und Fleisch. Frittierte Bällchen, gefüllte Röllchen und kleine Gläschen mit bunten Cremes.
Noch ist es ruhig davor. Die Barkeeper stehen entspannt hinter den Haufen an kleinen Köstlichkeiten. Über ihnen baumeln ganze Serien geräucherter Schinken. Hinter ihnen Gläser und Weinflaschen.
San Sebastian: Pintxos-Tour durch die Altstadt
Die Ruhe vor dem Sturm. Ab acht wird es voll in den Bars. Wir starten unsere Pintxos Tour in San Sebastian in der Altstadt. Mittlerweile stehen Trauben von Menschen auf den Straßen vor den Bars. Ein Glas Txakoli, den Apfelwein aus der Region, oder Rioja in der Hand.
Unsere anfängliche Strategie, den Empfehlungen im Reiseführer zu folgen, geben wir schnell auf. Wir lassen uns treiben. Lugen in die eine Bar, inspizieren die Pintxos-Auswahl in der nächsten. Und landen in den Bars, die uns einladend erscheinen.
Es ist proppenvoll. Ein Stimmengewirr umhüllt uns. Lachen, ein Wall spanischer Worte dringt an unsere Ohren. Kaum verstehen wir unser eigenes Wort. Wir kämpfen uns zum Tresen durch und wählen unsere Pintxos. Rein die Optik entscheidet. Nicht alles auf den kleinen Schildchen davor, lässt sich mit meinem Spanisch einwandfrei übersetzen. Dazu das erste Glas Txakoli.
Pintxos-Tradition in San Sebastian
So geht es von Bar zu Bar. Wir machen es den Basken gleich, die immer nur ein oder zwei Pintxos pro Bar wählen. Direkt selbst auf den Teller gelegt oder die warmen Varianten beim Kellner bestellt. Einige Pintxos sind wahre Kunstwerke. Mit viel liebe zum Detail hergerichtet. Die Zutaten fein aufeinander abgestimmt. Von Profis zubereitet.
Meine Lieblingsbar in der Altstadt ist die Bar Zeruko in der Calle Pescaderia. Die frisch zubereiteten Pintxos überschlagen sich vor Kreativität. Entsprechend voll ist es hier auch zu späterer Stunde noch.
Beginn des Pintxos-Kults waren die recht unscheinbaren „Gildas“ aus aufgespießten Peperoni und Anschovis. Einst wurden sie kostenlos in den Bars zum Wein gereicht. Heute kosten die Pintxos zwischen 2 und 4 Euro.
Von Bar zu Bar ins Viertel Gros
Auf einer Pintxos-Tour lassen sich zahlreiche Locations an einem Abend testen. Mehr zu schaffen macht uns der Wein in jeder Bar dazu. Hier müssen wir passen und die eine oder andere Wasserrunde einschieben. Auch die Taktik der Basken erst essen und später zahlen ist uns zu umständlich. Aber es nimmt uns kein Kellner krumm, das wir sofort beim Bestellen bezahlen.
Unsere Pintxos Tour führt uns weiter über den Rio Urumea in den Stadtteil Gros. Inzwischen ist es bald elf Uhr. Die Bars haben sich geleert. Und auch die Platten auf den Tresen. Nachgelegt wird nicht. So wähle ich meinen letzten Pintxo: gebackener Käse im Mantel aus Mohn mit Tomatensoße… Himmlisch!
Gros ist ein entspannter Stadtteil. Angesagte Bars, coole Läden, kleine Hotels und der Surfer-Strand vor der Tür. Mit dem Rauschen der Wellen im Ohr endet unser Abend zum Ausklang am Meer.
Mein Fazit: Eine wunderbare Art in das Nachtleben der Basken einzutauchen: kleine Köstlichkeiten genießen und die baskische Ess-Kultur kennen lernen. Zu einer Reise im Baskenland gehört eine Pintxos-Tour in San Sebastian, Vitoria Gasteiz oder Bilbao einfach dazu.
San Sebastian Pintxos-Tour nach Basken-Tradition – so geht’s:
Wo? Parte Vieja/Altstadt (traditionell), Centro (modern), Antiguo oder Gros (hip)
Wie? Pro Bar 1-2 Pintxos wählen und dazu ein Glas Txakoli oder Rioja. Mit Getränk und Pintxos auf die Straße oder an Stehtische stellen. Dazu viel, laut und schnell in Spanisch reden.
Was? Einfach nach Optik wählen und testen. Oder nach dem Special des Hauses fragen. Bocadillos mit Schinken gibt es überall, raffiniertere Pintxos nicht in jeder Bar.
Wie viel? 2-4 € pro Pintxo. Gezahlt wird zusammen. Vor dem verlassen der Bar (oder direkt beim Bestellen).
San Sebastian oder Bilbao – was ist deine Lieblingsstadt im Baskenland?
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