Alle organisierten Colca Canyon Trekkings starten bereits um drei Uhr nachts in Arequipa. Viel zu früh! Also planen wir unsere individuelle Tour. Eine gute Wahl, wie wir spätestens auf der Rückfahrt feststellen.
Abenteuerliche Busfahrt von Arequipa nach Cabanaconde
Jede Reiseagentur in Arequipa bietet organisierte Trekkingtouren in den Canyon del Colca an. Mal für zwei, mal für drei Tage. Oder Fahrten mit dem Bus zu den Highlights. Alle Touren starten täglich um drei Uhr nachts in Arequipa.
Viel zu früh, denken wir uns, und wandern lieber auf eigen Faust.
Wir starten entspannt nach einem ausgiebigen Frühstück auf der Terrasse unseres Hotels in Arequipa. Auf dem Weg mit dem öffentlichen Bus durch die Stadt lesen wir an jeder Straßenecke weitere Mitreisende auf. Dann schlängeln wir uns langsam den Berg hinauf. Der alte Motor röhrt beträchtlich. Der Bus hat seine besten Jahre längst hinter sich gelassen.
Wir durchqueren die Weite des Hochlands: Wenige Gräser bedecken die Ebene vor den Vulkanen. Herden von Lamas und Alpakas grasen gemächlich am Wegesrand. . Nach gut vier Stunden stoppt der Bus in Chivay. Endlich kann ich meine Blase entleeren.
Weiter folgen wir dem Fluss im Colca Canyon. Der Bus schiebt sich an steilen Abhängen entlang. Gigantisch aufragende Felsen ziehen sich steil in die tiefe Schlucht. Ein grün-gelb-brauner Flickenteppich der terrassenförmigen Felder schmückt die Hänge. Ich schwanke zwischen Euphorie über das grandiose Bild, das sich mir eröffnet, und leichter Panik, wenn wir uns wieder an einem Abhang vorbeischaukeln.
Mal kreuzt eine Kuhherde den Weg, mal müssen wir hinter einem Maultierkonvoi her zuckeln. Die Straße, wegen Bauarbeiten nur als Schotterpiste vorhanden, lässt keinen Platz zum Überholen.
Aber Autos sind ohnehin kaum unterwegs. Die Einwohner fahren Bus. So steigt hier ein Arbeiter mit Schaufel zu. Dort eine alte Frau in traditioneller Tracht: Bunt bestickter Hut und Weste, weiße Bluse und zwei knallig bunte Röcke übereinander. An der nächsten Ecke klettern Frauen in den Bus, die gerade von der Feldarbeit kommen. Sie tragen bunte Hüte auf dem Kopf und prall gefüllte Bündel auf dem Rücken. Allein für dieses Erlebnis, ist die Fahrt mit dem öffentlichen Bus zu empfehlen.
Erstaunlich pünktlich erreichen wir nach gut sechs Stunden Cabanaconde. Die kleine Andenstadt liegt am Rande des Colca Canyons auf 3.300 Metern Höhe.
Colca Canyon Trekking ins zweittiefste Tal der Welt
Morgens um acht brechen wir in Cabanaconde auf. Der Weg ist gut beschildert. Zunächst wandern wir mitten durch die terrassierten Hänge. Vorbei an grünen Felden und blühenden Kakteen. Maultiere stehen in Verschlägen auf den Äckern. Bald kommen uns die Gruppen der organisierten Touren entgegen. Die Anstrengung des Aufstiegs steht ihnen ins Gesicht geschrieben.
Nach etwa einer Stunde, hält uns ein Mann am Wegesrand an. Ein Controlleur, der den Eintritt für den Nationalpark erhebt. Mist! Das haben wir in unserer knappen Budgetplanung nicht einkalkuliert. Für die eine Nacht im Canyon haben wir nur das Nötigste eingepackt und alles Geld, bis auf das berechnete Budget, im Hotel gelassen. Nun heißt es handeln, denn umkehren steht für uns nicht zur Debatte. Nach etwas hin und her, verkauft uns der Kontrolleur das nur halb so teure Ticket für Südamerikaner. Glück gehabt – dennoch bleiben kaum ein paar Groschen für Unterkunft und Essen im Tal in unseren Taschen.
Der schmale Pfad schlängelt sich über Steine und Schutt in die Tiefe. Herrlich Ausblicke in das Tal begleiten uns. Der grüne Punkt ganz unten ist unser Ziel: Die Oasis Sangalle. Sie hebt sich bunt von den steilen, gelb-grauen Hängen ab.
Unser Ziel beständig vor Augen geht es schnell bergab. Bereits nach drei Stunden erreichen wir die Oase. Mehrere kleine Herbergen erstrecken sich unter Palmen am Flussufer. Glasklar sprudelt das Wasser zwischen sattgrünen Pflanzen und bunten Blumen hindurch. Fast senkrecht Rahmen die Felshänge das Flussbett ein.
Für unser letztes Geld handeln wir uns ein einfaches Zimmer, ein Essen für uns Zwei und das notwendige Wasser für den morgigen Aufstieg aus. Wir geniessen die Ruhe und das frische Wasser im Pool. Noch haben wir es ganz für uns, bevor die geführten Gruppen am späten Nachmittag eintreffen.
Über 1.000 Höhenmeter den Colca Canyon steil bergauf
Es ist stockdunkel, als wir noch vor dem Klingeln des Weckers erwachen. Schnell angezogen und Zähne geputzt sind wir bereits um vier Uhr startklar. Wir haben bereits einige Höhenmeter erklommen, als in der Oase unter uns die Stirnlampen der Wandergruppen aufleuchten. Auch sie brechen zeitig auf. Denn wenn die Sonne die Hänge erreicht, steigt die Hitze in der Schlucht. Und das Wandern hinauf wir unerträglich.
Bei Sonnenaufgang gibt es unseren restlichen Proviant zum Frühstück: einige trockene Kekse und eine Handvoll Erdnüsse. Ein streunender Hund gesellt sich zu uns. Treu begleitet er uns den kompletten weiteren Weg hinauf. Zahlreiche Straßenhunde zieht es mit den Wanderern aus Cabanaconde in die Oase hinab. Und am neuen Tag schließen sie sich einer neuen Gruppe für den Wiederaufstieg an. Wie eine Bergziege springt unser kleiner Freund die Hänge herauf. Läuft vor, begrüßt andere Hunde, wartet und kehrt immer wieder zu uns zurück. In unseren Pausen freut er sich über einen Schluck unseres kostbaren Wassers.
Schneller als erwartet erreichen wir nach etwa 3,5 Stunden Cabanaconde. Hier gönnen wir uns ein zweites, ausgiebiges Frühstück. Nach über 1.000 Metern bergauf brennen unsere Beine.
Touri-Shuttle nach Puno
Die meisten Gruppen kehren nach dem Trekking im Canyon del Colca zurück nach Arequipa. Möglich ist aber auch eine Weiterfahrt nach Puno. Das ist auch unser Ziel. Für die Rückfahrt buchen wir dieses Mal einen klassischen Touristentransfer, in der Hoffnung auf einen Touri-Stop am Cruz del Condor, um Ausschau nach den riesigen Andenvögeln zu halten. Was wir nicht wussten, die Minibusse steuern den Aussichtspunkt auf der Hinfahrt an, so versuchen wir aus dem Bus hinaus einen Condor zu erblicken. Leider vergeblich.
Stattdessen stoppen wir an diversen Fotospots. Wo auf der Hinfahrt eine idyllische kleine Kirche am Wegesrand verlassen wartete, herrscht nun Touri-Zirkus. Souvenirshops und Snakbuden sind aus dem Boden geschossen. In traditionellen Trachten gekleidete Frauen stehen mit Lamas und Adlern Motiv für Fotos.
In Chivay steigen wir um und fahren im größeren Bus über die Hochebene nach Puno. Kaum zu glauben, dass wir uns hier kontinuierlich in 3.800 bis 4.000 Metern Höhe befinden. Am Fenster ziehen kleine Lagunen in der Einöde vorbei. Dahinter hoch aufragenden Vulkane und weiche Hügel. Die untergehende Sonne taucht die Berge in warmes Licht.
Infos und Tipps für ein individuelles Colca Canyon Trekking:
- Kauf dir das Busticket direkt am Busbahnhof. Es fahren verschiedene Anbieter von Arequipa über Chivay nach Cabanaconde.
- In Cabanaconde findest du zahlreiche Unterkünfte. Wir haben eins der Hotels vorgebucht. Hostels werden dir aber auch direkt bei Ankunft am Bus angepriesen. Unsere Hotel Kuntur Wassi kann ich nur empfehlen. Klasse Service, nettes Personal, hervorragendes Essen.
- Wasser ist in der Oase im Tal teuer, nimm dir besser genügend für Ab- und Aufstieg aus Cabanaconde mit.
- Die Herbergen im Tal buchst du direkt vor Ort. Sie haben alle einen Pool und bereiten ein warmes Abendessen zu.
- Von Cabanaconde zurück nach Chivay kannst du mit dem Lokalbus fahren oder dich einem Touristentransfer anschließen. Das Ticket, auch für die Weiterfahrt nach Puno, hat uns das Hotel besorgt. Alle Busse fahren morgens ab.
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