Die einen behaupten, Cape Coast Castle sei ein Must-Go an Ghanas Küste. Für andere ist die Burg Elmina Castle schöner.
Beide haben einiges gemeinsam, allen voran ihre dunkle Geschichte der Sklavenzeit und die erhabene Lage an Ghanas Küste. Und doch unterscheiden sich die Details. Ich habe beide besucht und meinen persönlichen Vergleich zwischen Cape Coast Castle und Elmina Castle angestellt.
In diesem Artikel erfährst du, welche Burg mein Favorit ist und warum.
Lage am Meer
Sowohl Cape Coast Castle als auch St. George in Elmina liegen direkt am Meer. Die weißen Festungsmauern wachsen aus den Küstenfelsen und prägen die Silhouette am Wasser.
Zu Füßen beider Burgen liegen die Fischerhäfen und Strände. In ihrem Rücken schließen sich die historischen Städte mit Märkten, Maquis und Restaurants an. Zentral gelegen sind die Burgen aus der Innenstadt bequem zu Fuß zu erreichen.
♥ Ein Punkt für die zentrale Lage am Meer für beide Castle.
Geschichte der Festungen
Sowohl Elmina als auch Cape Coast Castle sind Spielort im dunklen Kapitel der Sklavengeschichte an Westafrikas Küste. In den Burgen, oder besser in deren dunklen Verliesen, sperrten europäische Händler einst Sklaven ein. Viele von ihnen waren Gefangene der Ashanti, die ihre Kriegsbeute gegen Tabak und Alkohol bei den Europäern eintauschten.
Bis das nächste Schiff für den Transport in die amerikanischen Kolonien bereit war, verharrten die Gefangenen in den riesigen Kellergewölben. Eingepfercht zu Tausenden. Unter menschenunwürdigen Verhältnissen. Teils mehrere Monate lang.
Im Jahr 1637 errichteten Niederländer das Cape Coast Castle als Handelsstützpunkt an der ghanaischen Goldküste. Im Jahr 1652 von den Schweden erobert, hieß es fortan Fort Carolusburg. Hart umkämpft durchlief es in den kommenden Jahren eine wechselhafte Geschichte: Zunächst nahmen es die Dänen ein, dann die einheimischen Fetu. Anschließend eroberten es erneut die Schweden bis es letztendlich im Jahr 1665 in britische Hände fiel und dort bis zur Unabhängigkeit Ghanas verblieb.
Die Burg in Elmina, heute St. Georg’s Castle, hieß ursprünglich Fort São Jorge da Mina. Der Name verrät es schon, die Portugiesen errichteten die Festung. Und zwar schon im Jahr 1482. Also mehr als 150 Jahre vor dem Cape Coast Castle.
Damit war das Fort St. Georg’s nicht nur die erste europäische Festung an der westafrikanischen Küste, sondern es ist auch das älteste erhaltene koloniale Gebäude südlich der Sahara.
Die Portugiesen verteidigten ihr Hauptquartier an der Küste Westafrikas über lange Zeit. Nach etlichen, blutigen Angriffen, fiel es im Jahr 1637 schließlich in die Hände der Niederländer. Auch sie nutzten es als Hauptquartier. Erst 1872 ging Elmina Castle in den Besitz der Briten über, die begannen die Goldküste als ihr Kolonialgebiet zu beanspruchen.
Gemeinsam mit zahlreichen anderen Forts und deren Ruinen entlang der ghanaischen Küste gehören die Elmina Castle und Cape Coast Castle seit 1979 zum UNESCO-Welterbe.
♥ Für mich ein klares Plus für das deutlich ältere Elmina Castle.
Architektur Cape Coast & Elmina Castle
Trotz dunkler Geschichte, sind beide Burgen kein Anblick zum Fürchten. Dekorativ thronen sie leuchtend Weiß über der Küste.
Der Aufbau der Festungen ist ähnlich. Die Gebäude umschließen einen großzügigen Innenhof. In den Obergeschossen lebten die Händler und Gouverneure. Hier speisten und feierten sie feudal, während unter ihnen in den Kellergeschossen die Sklaven ausharrten. Mit dicken Wänden abgeschirmt in dunklen, feuchten Verliesen.
Die einstige Holzburg der Schweden aus dem Jahr 1653 in Cape Coast war bereits ein Jahr später mit der steinernen Burg überbaut. Von den Briten wurde die Festung erneut ausgebaut und vergrößert. Die damalige Struktur ist bis heute zu großen Teilen erhalten. Schwere Holztüren heben sich von den weiß getünchten Wänden ab. Kanonen blicken über die Mauer aufs Meer.
Georg’s Castle in Elmina ist wie ein Pfropfen zwischen Meer und Lagune auf einen felsigen Berg gebaut. Die Architektur hat mich noch mehr beeindruckt als in Cape Coast. Auch wenn vom ursprünglichen Bau der Portugiesen nicht viel mehr als die einstige Kapelle im Inneren der Anlage erhalten ist.
Die Niederländer, die das Fort in einem blutigen Kraftakt eingenommen haben, setzten alles daran es nicht wieder zu verlieren. Zum Schutz vergrößerten, befestigten und bauten sie die Anlage erheblich um. Heute ist das Burgareal etwa 10-mal so groß wie das ursprüngliche portugiesische Fort.
Selbst der Bau aus dem 17. Jahrhundert ist stark überformt und hat wenig mit dem heutigen Aussehen gemein. Bei der Führung weist der Guide immer wieder auf Elemente unterschiedlicher Epochen hin.
Insgesamt wirkt die Burg in Elmina bedrohlicher. Sie ist größer und erhebt sich über insgesamt vier Stockwerke. Rund herum zieht sich ein tiefer Graben – in dem einstigen Wassergraben wachsen heute stattliche Palmen.
♥ Mein Pluspunkt geht an Elmina Castle für die imposantere Architektur, auch wenn von dem ursprünglichen Bau nicht mehr viel erhalten ist.
Führung Elmina & Cape Coast Castle
Eine Führung ist in beiden Burgen obligatorisch und im Eintrittspreis inkludiert. Auch der Ablauf und die Dauer von etwa einer Stunde sind fast identisch.
Nach ein paar allgemeinen Informationen zur Geschichte der Burg steigen wir hinab in den Sklavenkeller. Getrennt voneinander warteten tausende Frauen und Männer hier auf die Verschiffung in ihr Leben als Sklaven in Amerika. Einprägsam vermitteln die Führung die menschenunwürdigen, katastrophalen Bedingungen. An den Wänden eingekratzte Striche und alte Altare sind die verblichenen Zeichen, der hier einst ausharrenden Menschen.
Während der Führungen erfahre ich, wo die Sklaven die Burg betraten und auf welchem Wege sie diese wieder verließen: Das Schild mit der Aufschrift „Door of no return“ weist darauf hin, dass es keine Rückkehr geben wird. Heute ergänzt auf der Rückseite ebendieser Tür im Cape Coast Castle eine neues Schild „Door of return“.
Anschließend zeigt uns der Guide die andere Seite des Burglebens: Großzügige, lichtdurchflutete Räume, in denen die Gouverneure und Sklavenhändler herrschaftlich lebten. Krasser könnte der Gegensatz kaum sein.
Im Cape Coast Castle erfahre ich noch ein wenig mehr über die Sklavengeschichte allgemein. Da ich mich vorher noch nicht so sehr mit Ghanas Historie beschäftigt habe, fällt es mir so leichter die Geschehnisse einzuordnen.
Unser Guide im Elmina Castle führt uns auch ins kleine Burg-Gefängnis. Ein kleiner Lichtschein fällt über ein Fenster in die Kammer, die der Bestrafung der Soldaten diente. In der zweiten Zelle ist es stockduster als der Guide die Tür hinter uns verschließt. Hier wurden die männlichen Sklaven verschlossen, die meuterten.
In den wenigen Minuten im verriegelten Raum wird die Stille und Dunkelheit schwer. Unangenehm. Fast unerträglich.
Erst beim Verlassen des Raumes sehe ich beim zurück blicken den Totenschädel über der Tür. Als der Guide erklärt, dass keiner der Sklaven diesen Raum zur damaligen Zeit lebend verlassen hqbe, läuft mir ein Schauder über den Rücken. Eingesperrt bis zum Tod, hieß die damalige Strafe.
♥ Mein Pluspunkt geht ans Cape Coast Castle. Beide Führungen sind gut, keine Frage. Beide Guides waren engagiert, sprechen gutes Englisch, verfügen über fundiertes Wissen und gehen auf die gestellten Fragen ein. Doch die Führung in Elmina Castle verliert mit drei Verkaufsstopps an Shop, Bücherladen und Souvenirboutiken sowie die Überraschung nach Einschluss in der Zelle etwas von seiner Professionalität. Auch haben mir persönlich die zusätzlichen allgemeinen Informationen in Cape Coast gut gefallen.
Ausstellung Cape Coast & Elmina Castle
In beiden Burgen sind Ausstellungen integriert. Hier haben wir die (kurze) Wartezeit bis zur nächsten Führung überbrückt.
Die Ausstellung im Cape Coast Castle stellt anschaulich die Sklavengeschichte der Goldküste mit informativen Exponaten, Texten und sogar dem Nachbau eines Schiffsrumpfs dar. Ein ergänzender Bereich widmete sich der regionalen Geschichte. Die Zeit bis zu unserer Tour war fast zu kurz, so viel gab es zu sehen.
Ein zusätzlicher Raum im Obergeschoss beleuchtet die Frage der Sklaverei in der heutigen Zeit. Wir haben diesen nach der Führung besucht und noch lange hing ich daraufhin meinen Gedanken nach.
Die Ausstellung im Elmina Castle befindet sich in der alten portugiesischen Kapelle. Es sind vor allem Informationstexte, mehr über die lokale Geschichte als den Sklavenhandel. Ich habe daher auch nur einen schnellen Blick hinein geworfen.
♥ Deutliches Plus für die Ausstellung im Cape Coast Castle.
Aussicht und Atmosphäre der Castle
Sowohl von Elmina als auch von Cape Coast Castle habe ich einen tollen Ausblick aufs Meer und die felsige Küste.
In Elmina Castle blickt man auch nach hinten raus, auf die historische Stadt. Vor den Straßen der alten Stadt breitet sich der bunte Fischerhafen und Fischmarkt aus. Hinter den Lagunen erhebt sich auf einem gegenüber liegendem Hügel das Fort St. Jago.
Der Blick ist vor allem aus den oberen Etagen toll, die man während der Führung begeht. Nach dem Abschluss der Führung im Hinterhof bei den Boutiquen, hat uns der Guide relativ schnell aus dem Burggelände heraus begleitet. So blieb nicht viel Zeit, die Aussicht zu genießen.
Im Cape Coast Castle muss ich mich mit einem Ausblick auf die Meeresseite begnügen. Zur Stadt hin ist der Blick weitestgehend abgeschirmt. Dafür zeigt sich die felsige Küste umso beeindruckender. Immer wieder ergeben sich neue Perspektiven aus anderen Ebenen, über die Schießscharten und durch kleine und große Fenster. Ein wahres Fotoparadies! Und ein herrlicher Platz, um beim Blick auf das Meer den Gedqnken an das Gesehene und Gehörte nachzuhängen.
Wir verbleiben noch eine ganze Weile nach der Führung in der Anlage und wandern umher. Ich lasse den Blick über die felsige Küste schweifen, während zu meinen Füßen die Kinder in den Wellen toben und Fischer ihre Boote an Land ziehen.
♥ Eindeutig geht mein Punkt hier an Cape Coast Castle
Umgebung: Cape Coast und Elmina
Beide Burgen liegen zentral. Die Innenstädte, der Markt, der Fischerhafen sind schnell zu Fuß erreicht.
In Elmina durchstreifen wir die historische Altstadt. Der kleine Fischerhafen und Fischmarkt grenzen in der Lagune direkt an die Burg. Von der Brücke über die Mündung ins Meer kann ich wunderbar das rege Treiben beobachten und Fotos schießen.
Eine Ringstraße umschließt das Zentrum mit vielen kleinen Maquis, Verkaufsständen und dem typisch bunten, ghanaischen Leben. Ein paar sehenswerte Schreine sind am Straßenrand zu begutachten. Mittendrin liegt das Fort St. Jago mit einem tollen Blick auf die Stadt, den Fischerhafen zu Füßen und die vor dem Meer thronende Burg.
In Cape Coast schließt sich an unseren Besuch der Burg ein Spaziergang über den schönen angrenzenden Sandstrand an. Am Pfingstwochenende gleicht dieser vor den Strandresorts allerdings eher einer Partymeile. Dennoch gibt es einige schöne Plätze zum Essen mit Blick auf das Meer.
Die Innenstadt ist unübersichtlicher, größer als in Elmina. Wir stöbern ein wenig im Baobab House in den Bioprodukten und handgefertigten Souvenirs – alles aus einem Jugendausbildungszentrum in der ländlichen Region. Und es gibt herrliche Smoothies, Waffeln, frische Säfte und vegetarische Gerichte auf der Terrasse mit Blick aufs Meer. Wer länger in Ghana unterwegs ist, weiß die Abwechslung zu schätzen.
Vorbei an der Weslex Kathedrale und einigen schönen kolonialen Gebäuden steigen wir noch zum Fort William hinauf. Die Treppe des Turms ist etwas wackelig, aber von oben kann man über die Stadt bis aufs Meer hinaus blicken.
♥ Persönlich hat mir das noch ursprünglichere und kleinere Elmina mit seinem bunten Hafen besser gefallen. Auch wenn Cape Coast touristisch mit Bars, Resorts und Läden besser ausgestattet ist. Kleines Plus für Elmina.
Eintritt Cape Coast & Elmina Castle
Der Preis beider Burgen liegt jeweils bei knapp 10 Euro (60 Cedi). Diesen Eintritt ist der Besuch allemal wert, in beiden Fällen. Für Studenten gibt es jeweils Ermäßigungen.
♥ Jeweils ein Pluspunkt für Elmina Castle und Cape Coast Castle.
Anfahrt zu den Festungen
Cape Coast ist nicht nur größer als Elmina, es ist auch ein Verkehrsknotenpunkt. In 2 bis 2,5 Stunden steuern Busse und Trotos die Stadt aus dem etwa 140 Kilometer entfernten Accra an. In Gegenrichtung bestehen gute Verbindungen nach Takoradi.
Weiter nach Elmina ist es ein Katzensprung von gerade einmal zwölf Kilometern. Doch für die Anfahrt ohne eigenen PKW ist ein Umstieg in Cape Coast nötig. Von dort steuern regelmäßig Trotos und Taxen die Zwillingsstadt im Westen an.
♥ Ein Pluspunkt für Cape Coast für die bessere Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Mein Favorit
Du kannst es dir ausrechnen: Mit 6 zu 5 schlägt das Cape Coast Castle die Elmina Castle nur knapp.
Da für mich persönlich aber die Aussicht und Atmosphäre sowie die informative Führung und Ausstellung ausschlaggebend sind, ist Cape Coast dennoch mein klarer Sieger. Ein beeindruckender Ort, um sich über die Sklavenzeit zu informieren, gedanklich zu verinnerlichen und zum Nachdenken!



Meine Hotel- und Restauranttipps in Cape Coast und Elmina:
Cape Coast
- Restaurant Baobab House: leckere Smoothis, hausgemachte Waffeln, frische Säfte und abwechslungsreiche vegane und vegetarischen Gerichte sowie angeschlossener Handmade-Bio-Shop. Auch saubere Gästezimmer.
- Oasis Beach Resort: Burger, Pommes, Salate und Co. mit Blick aufs Meer.
- Orange Beach Resort: Chillige, einfache Unterkunft direkt am Strand.
Elmina
- KO-SA Beach Resort in Ampenyi: Bunte, chillige Anlage im grünen Garten unter Palmen direkt am Meer. Aufgrund vorgelagerter Riffe kann man im Meer vor dem Resort sogar baden bzw. plantschen.
Mehr zur Sklavengeschichte:
- In Togo kannst du in die Sklavengeschichte im Woold House in Agbodrafo eintauchen.
Alles in allem gehören beide Castle zu meinen liebsten Sehenswürdigkeiten in Ghana. Welche noch dazu gehören erfährst du hier:
► Ghana: Die 11 schönsten Sehenswürdigkeiten und meine Highlights
Und falls du eine Rundreise durch Ghana planst, empfehle ich dir diesen Artikel:
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