An der Grenze zur Wildnis ist der Nationalpark Torres del Paine ein Paradies für Wanderer und Backpacker. Doch wir möchten mehr als nur Trekking im Nationalpark und unser Gepäck nicht schultern. Also planen wir unsere individuelle Aktiv-Mix-Tour.
Planung der Aktivtour durch den Torres del Paine Nationslpark
…gesagt, getan! Aber gar nicht so einfach! Am Nachmittag erreichen wir Puerto Natales, den Startpunkt für Touren in den Nationalpark Torres del Paine. Uns bleiben zwei Stunden bevor die Agenturen schließen, um unsere viertägige Tour vorzubereiten, die morgen starten soll.
Unsere Ansprüche sind hoch, die Voraussetzungen nicht optimal:
- Effektiv 3,5 Tage, um möglichst viel vom Park zu sehen.
- Kein Mietwagen. Aber eine Gruppentour oder Sightseeing-Fahrt mit dem Bus sollen es auch nicht werden.
- Am liebsten möchten wir alles: Trekking, paddeln im Kajak, Boot fahren und natürlich die Torres und Gletscher sehen.
- Unterkünfte haben wir nicht gebucht – und das in der Hauptsaison. Zeltequipment: Fehlanzeige.
- Wir möchten an unterschiedlichen Standorten übernachten. Aber unser Gepäck nicht schultern.
- Das Budget möglichst gering.
- Kein Plan, keine Vorbereitung.
Geht nicht? Das dachten wir zunächst auch: Die Internetrecherche im Vorfeld gaben wir bald auf. Wir klappern die unzähligen Agenturen in Puerto Natales ab. Doch niemand kann uns ein passendes Paket schnüren, dass alle unsere Ansprüche berücksichtigt…
In einem kleinen Zeltverleih, treffen wir dann auf unseren Retter. Ein Indianer, braungebrannt, halblange schwarze Haare, Mitte 40, nimmt sich viel Zeit für uns. Er weiß, wie wir von A nach B kommen, kennt die Highlights und was als nächstes zu tun ist.
Die Basis, um in den nächsten anderthalb Stunden unsere individuelle, perfekte Aktiv-Tour für die kommenden vier Tage zusammenzustellen. Jetzt heißt es: Zelt, Schlafsäcke und Matten leihen, Bustickets kaufen, Zeiten für Transfers und Boote checken, Kajakausflug buchen, Karte vom Park besorgen…
Tag 1: Von Puerto Natales mit Bus und Katamaran zum Camping Paine Grande
Die Busse von Puerto Natales in den Nationalpark starten täglich um 7.30 und 14.30 vom zentralen Busbahnhof. Wir wählen die späte Abfahrt und nutzten den Vormittag für letzte Einkäufe, Wäsche und Packen.
Puerto Natales lassen wir schnell hinter uns und nähern uns der Wildnis. Herden von Guanakos und Nandus kreuzen den Weg. Flamingos rasten in einer Lagune. Nach etwa drei Stunden Fahrt und Check-in am Eingang des Nationalparks erreichten wir Pudeto.
Von hier zischen wir mit dem Katamaran über den Lago Pehoe zu unserem ersten Zeltplatz ‚Camping Paine Grande‘. In Jacken gehüllt stehen wir an der Reling. Den Fahrtwind um die Nase, die aufspritzende Gischt im Gesicht. Der Wind peitscht über den türkisblauen See, um die schroffen Berge und in die schiefen Bäume. Im Licht der untergehenden Sonne leuchtet der See geheimnisvoll. Dahinter türmen sich beängstigend die dunklen Wolken eines aufziehenden Sturms auf.
Der Campingplatz lässt keine Wünsche offen: Waschräume mit Duschen, Küche, Aufenthaltsraum, ein kleiner Laden, Restaurant. Sogar Leihzelte warten aufgebaut und mit gemachtem Nachtlager auf müde Wanderer. Sie sind jedoch ausgebucht. Gut, dass wir alles dabei haben. Auf einem mehr oder weniger geschützten Platz errichten wir unser Zelt. Gesichert durch Steine übersteht es sogar das Unwetter am Abend.
Tag 2: Tagesausflug – Trekking und Kajaktour am Glacier Grey
Am nächsten Tag wandern wir zum Refugio Grey. Der Pfad schlängelt sich vorbei an großen Seen, rauschenden Flüssen, sprudelnden Bächen und kleinen Wasserfällen. Überall schwarz verkohlte Bäume, versenkt vom verheerenden Brand im Jahr 2011. Dazwischen erobern sich Sträucher, Kräuter und ein Meer aus lila und weißen Lupinien ihren Platz zurück. Hoch oben zwischen den Bergen ziehen Adler ihre Kreise.
Umso näher wir dem Gletscher kommen, umso mehr Eisschollen treiben auf dem See. Gegen Mittag haben wir den Startpunkt unserer Kajaktour erreicht.
Schon bald paddeln wir in unserem Kajak mitten zwischen dem Eis hindurch. Wir nähern uns der gigantischen Gletscherzunge. 20 Meter ragt sie aus dem See. Weitere 200 Meter Eis befinden sich unter dem Wasserspiegel.
An den Felswänden zeugen Kratzer und Rillen von der ungeheueren Kraft der Eisberge, die die Täler formten. Bedrückend ragt die Eiswand aus dem Wasser. Ich komme mir ganz klein und unbedeutend vor. Nachdenklich stehe ich vor dem Gletschersee, aus dem sich der Eisberg immer weiter zurückzieht. Unser Guide zeigt uns bis wohin sich das Eis noch vor wenigen Jahren erstreckte. Soviel Kraft die Eismasse auch hat, gegen die Erwärmung der Erde ist sie machtlos. Den Gedanken nachhängend wandern wir nach einer beeindruckenden Tour abends erschöpft zurück zum Zeltplatz.
Tag 3: Wandern am Lago Pehoe und Fahrt zum Zeltplatz Las Torres
Den nächsten Tag verbringen wir am Lago Pehoe. Entlang des Sees treffen wir nur wenige Wanderer, da der Weg nicht zum Circuit gehört. So geniessen wir die Landschaft mit ihren wunderschönen Ausblicken ungestört. Die Sonne glitzert in tausend kleinen Sternen auf dem See. Berge spiegeln sich im Wasser. Bunte Blumen blühen am Wegesrand.
Am Hang bewegt sich etwas in der Ferne. Es ist ein Puma, der auf leisen Pfoten vorbei huscht. Schnell ist er im Gebüsch verschwunden. Stocksteif und still verharren wir auf der Stelle. Doch ein zweites Mal zeigt er sich nicht.
Am Nachmittag bauen wir unser Zelt ab und reisen mit Katamaran, Bus und Minibus zum nächsten Standort: zum Zeltplatz ‚Las Torres‘.
Tag 4: Trekking zum Mirador las Torres
Das Refugio ‚Las Torres‘ ist Start für das bekannteste und beliebteste Trekking im Nationalpark: Zum Mirador mit Blick auf die Granittürme, die dem Nationalpark seinen Namen geben.
Mein Reiseführer warnt vor dem Ansturm der Touristen im Sommer. Deshalb brechen wir früh auf. Bereits um 6.30 Uhr schultern wir unsere Rucksäcke. Frühstück gibt es unterwegs. Zunächst folgt der Weg dem Flussbett stetig aufwärts. Die letzte Stunde zum Mirador quälen wir uns durch die sengende Sonne. Steil bergauf über Steine und Geröll. Insgesamt überwinden wir 950 Höhenmeter.
Der wohl spektakulärste Blick im Nationalpark belohnt uns. Majestätisch thronen die ‚Granitnadeln‘ über dem See. Zeit für eine ausgiebige Pause vor imposanter Kulisse.
Auf dem Rückweg erkennen wir, was der Reiseführer meinte: Der Strom an Wanderern, die uns entgegen kommen, will kaum abbrechen. Immer wieder treten wir beiseite und lassen ganze Kolonnen auf dem schmalen Weg durch. Wir schieben uns an breiten Rucksäcken vorbei. Gut, dass wir so früh aufgebrochen sind. So konnten wir den Hinweg und den Blick der Torres entspannt ohne Touri-Massen genießen.
Nachmittags bleibt genügend Zeit auf dem Zeltplatz zum Relaxen, bevor wir mit Sack und Pack den Rückweg nach Puerto Natales antreten.
Tipps und Infos zur Planung deiner Tour im Torres del Paine Nationalpark:
Trekking Circuit: Ausführliche Hinweise findest du zum Beispiel bei back-packer.org.
Du willst kein Trekking auf dem Circuit, keine Busrundfahrt, keine Gruppenreise und in wenigen Tagen den Nationalpark Torres del Paine individuell entdecken?
So baust du dir deine perfekte Mix-Tour in fünf Schritten:
- Karte vom Nationalpark besorgen: Besorge dir eine Nationalparkkarte. Hier zum Download Oder online bestellen, zum Beispiel diese bei Amazon. Verschaffe dir auf der Karte einen Überblick über Wege, Entfernungen und Refugios.
- Eckdaten der Tour im Torres del Paine festlegen: Überlege dir, was du auf jeden Fall sehen möchtest. Meine Highlights: Glacier Grey und Las Torres. Welche Aktivitäten planst du? Hier findest du einige Möglichkeiten und Anbieter. Mein Tipp: Die Kajaktour vor den Gletschern von Bigfoot ist atemberaubend. Überlege dir wo du wandern möchtest? Den Standard zu den Torres oder lieber Abseits des sogenannten W-Wanderwegs auf ruhigeren Wegen? Markiere die gewünschten Aktivitäten in der Karte.
- Übernachtungen buchen bzw. planen: Wie viele Nächte planst du im Nationalpark (entsprechend der gewünschten Aktivitäten)? In welchem Refugio? Unterkünfte in der Hauptsaison rechtzeitig buchen! Für Zeltplätze benötigst du keine Voranmeldung. Es sei denn, du möchtest vor Ort in einem bereitstehenden Zelt schlafen. Deutlich günstiger ist es, Equipment in Puerto Natales zu leihen. Hier bekommst du selbst in der Hochsaison spontan alles was du brauchst.
- Transfer von Puerto Natales planen: Check hier die Abfahrtzeiten von Bus und ggf. Katamaran. Bustickets bekommst du in fast jedem Hotel/Hostel, zahlreichen Agenturen oder im Busterminal in Puerto Natales. Den Katamaran zahlst du vor Ort.
- Letzte Organisation in Puerto Natales: Je nachdem, wie deine Tour aussieht, kümmere dich in Puerto Natales um:
- Geld: Im Nationalpark kannst du nur in wenigen Refugios mit Karte zahlen. Als Basis musst du mit diesen Kosten rechnen: Nationalparkeintritt 18.000 CLP, Busfahrt von Puerto Natales in den Park 15.000 CLP (vorab zu zahlen), Katamaran 19.000 CLP, Minishuttel zum Refugio Las Torres 2.800 CLP, Zeltplatz je nach Ort ca. 8.000 CLP
- Proviant: Verpflegung im Torres del Paine ist teuer. Versorge dich lieber vorab in Puerto Natales. Wasser kannst du dir im Park aus den Flüssen schöpfen. Es schmeckt herrlich frisch.
- Buchungen: Eine Kajaktour und auch andere Aktivitäten wie Reiten oder Klettern buche im Vorfeld in Puerto Natales. ggf. Zeltequipment leihen. Bustickets kaufen. Mietwagen abholen, o.ä.
- Gepäck: Dein Hauptgepäck kannst du in viele Hostels und Hotels in Puerto Natales unterstellen. Packe um und nehme mit was du im Nationalpark benötigst.
Alle Infos rund um den Torres del Paine Nationalpark auf einem Blick: www.torresdelpaine.com
Und dann: Viel Spaß bei deiner perfekten Mix-Tour!
Britta
27. Oktober 2016Viel Spaß dir! Mein Highlight im Torres del Paine war die Kajaktour am Gletscher ?
kati
27. Oktober 2016darauf freue ich mich auch schon wirklich sehr! großartige fotos!!