Ich fühle mich wie ein kleines Kind bei der Suche nach Ostereiern. Gespannt laufe ich von einem Stein zum nächsten. Blicke erwartungsvoll um jede Ecke des Weges. Umrunde alle Granitfelsen, um ja jedes kleine Schildchen mit Aufmerksamkeit zu lesen.
Eine halbe Autostunde von Ouagadougou entfernt, befindet sich der Park der Granitkunstwerke von Laongo (Sculptures sur Granite de Laongo). Ein riesiges Freilicht-Kunst-Museum und Open-Air-Atelier von internationalem Rang. Künstler aus der ganzen Welt haben hier ihr Schaffen in Granit verewigt.
Die Idee: Ein lebendes Kunst-Freilicht-Museum
Ende der 1980er Jahre riefen Künstler aus Burkina-Faso das Projekt ins Leben: In einem großen Festival schufen 18 Bildhauer aus der ganzen Welt die ersten Skulpturen des Parks. In mehreren folgenden Symposien wuchsen das Areal, die Anzahl der Kunstobjekte und die vertretenden Nationen.
Um die 60 Künstler sind inzwischen repräsentiert. Einige mit mehreren Kunstwerken, wie zum Beispiel der Togoer Sewa. Er stammt übrigens aus Kpalimé, meinem derzeitigen Heimatort. Da kommt tatsächlich ein wenig Heimatstolz auf. Noch mehr bei meinem Freund, der ihn persönlich kennt.
Von Klein bis Groß liegen alle Skulpturen eingebettet in der Naturlandschaft von Laongo. Zahlreiche Granitfelsen spiekern hier den Raum – eine geologische Kuriosität, und Material für die Kunstwerke. Die Künstler erschaffen ihre Skulpturen direkt vor Ort.
Das Areal erweitert sich laufend. Mit dem „Village Opéra Afrique“ ist ein zweiter Bereich an der andren Straßenseite neu hinzu gekommen. Hier sind mehrere Objekte noch in der Bearbeitung und zeugen von der Lebendigkeit des Projekts. Noch immer wächst das Open-Air-Museum. Und die Anzahl der Kunstwerke.
Kreativität in Granit
Die Skulpturen reichen von Meerjungfrauen und Musikern, über Skizzen in Stein, Objekte und Tiere bis hin zu skurrilen Bilder und ganzen Szenen. Idole wie der Burkina Freiheitskämpfer und Nationalheld Thomas Sankara sind ebenso zu sehen, wie eine banale überdimensionale Banane.
Mal eingraviert, mal heraus gefeilt, mal freigestellt, mal mit anderen Materialien gemixt – die Künstler haben an den Granitfelsen ihre ganze Kreativität ausgelassen. Einige Skulpturen laden zum Anfassen ein, andere zum Nachdenken, wieder andere einfach zum Betrachten.
Nationen-Suchspiel
Beim Spaziergang durch die Kunstwerke ist es nicht nur eine Freude, immer wieder neue Figuren zu entdecken und zu fotografieren. Auch die Suche nach unterschiedlichen Ländern ist ein Vergnügen.
So sind neben afrikanischen Staaten wie Togo, Burkina oder Senegal ebenso europäische Länder vertreten. Ich entdecke Kunstwerke aus Österreich, der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden. Es dauert eine ganze Weile bis ich auch das Werk der deutschen Künstlerin Ulrike Ahme entdecke: Eine Installation aus zwei glatt geschliffenen Granitblöcken.
Infos zum Park „Sculptures sur Granite de Laongo“
Geöffnet täglich 8 bis 17 Uhr
Eintritt 2.500 CFA pro Person (inkl. Führung), Rundgang ca. 2 Stunden
Anfahrt von Ouagadougou ca. 30 min. Sehr gute Teerstraße , etwa 45 Kilometer
Tipp: Auf Anfrage Essen im Restaurant vorbestellen
Der Besuch des Granitparks von Laongo war Teil unseres 2-wöchigen Roadtrips durch Burkina Faso: Tiébélé (Court Royal) – Ouagadougou – Bobo Dioulasso – Banfora (Domes und Wasserfälle) – Téngréla (Nilpferde) – Sindou (Pics) und weiter nach Ghana (Mole Nationalpark)
Jutta V.
13. März 2019Danke für den interessanten Bericht. Weiterhin viel Erfolg und herzliche Grüße
Jutta V.