Port-Novo, die Hauptstadt von Benin, hat touristisch vor allem eins zu bieten: viel Geschichte und Architektur. Gemischt mit Traditionen und dem typischen, westafrikanischen Leben.
Unser kleiner Spaziergang durch die Stadt beginnt im Ethnologischen Museum. Der Guide vor Ort erklärt uns die Geschichte der verschiedenen Ethnien des Landes und deren noch heute sichtbaren Kulturen.
Masken zur Erziehung
Ein wichtiges Element dieser Kultur sind Masken und Kostüme. Jedes Jahr im Januar feiert Porto-Novo aus diesem Anlass ein großes Spektakel, das internationale Festival der Masken. Dies haben wir leider verpasst, aber im ethnologischen Museum sind jede Menge Masken zu sehen: Vor allem solche, die Männer bei Festen, Zeremonien und Feiern tragen, um die Besucher zu informieren und aufzuklären. Oft bis zum Gesicht verhüllt. Als Frauen verkleidet, spiegeln sie dabei deren Rolle in der Erziehung und ihre Stellung in der Gesellschaft wieder.
Ganze Szenen, auf dem Kopf getragen, stellen anzustrebendes oder abzulehnendes Verhalten dar. Das Kostüm einer schwangeren Frau mit zwei Säuglingen an der Brust soll beispielsweise davor warnen, zu früh nach der Geburt erneut ein Baby zu bekommen.
Das Museum zeigt weitere Themen der traditionellen Kultur. Zum Beispiel gibt es einen Einblick in die traditionelle Hochzeit „Dotte“ und die Kultur der Beerdigung. Einiges davon erkenne ich aus Togo wieder.
Hauptstadt ohne Ministerien
Trotz Hauptstadtstatus ist in Porto-Novo nur noch ein Ministerium zu finden. Mit Ausnahme des Amtes für Grundschulen und der vorschulischen Bildung sind alle anderen nach Cotonou abgewandert. Die Stadt am Meer ist nicht nur grösser, sondern neben wirtschaftlichem, inzwischen auch politisches Zentrum Benins.
Alltag zwischen kolonialen Gebäuden
Einige offizielle Einrichtungen sind in ehemals kolonialen Gebäuden untergebracht. Es sind diese wenigen historischen Bauwerke, die renoviert und in Stand gesetzt wurden. Zum Beispiel die Assemble Generale oder das Haus des Médiateur de la Republique.
Ein Großteil der einst prächtigen Architektur verwahrlost und zerfällt. Sie mischt sich heute in das Alltagsleben. Vor den Kolonialbauten haben sich Händler eingerichtet, spielen Kinder und kochen Frauen an der Straße. In den Häusern befinden sich kleine Boutiquen, Werkstätten oder Friseursalons.
Es macht den besonderen Charme der Altstadt Porto-Novos aus. Dennoch ist es nur eine Frage der Zeit, bis die koloniale Architektur auf diese Weise aus dem Bild verschwinden wird.
Wir schlendern an der großen, ersten katholischen Kirche der Stadt vorbei. Trinken am Straßenrand den frischen Saft aus einer Kokosnuss und genießen das dünne, weiche Fruchtfleisch – wie man es so aus Deutschland gar nicht kennt. Und erreichen den Place de Toffa. Ein überlebensgroßes Denkmal zeigt den König mit seinen Herrschaftssymbolen und einer einladenden Geste. Eben dieser König war es, der die Franzosen im Land willkommen hieß und 1883 den Vertrag mit Frankreich unterzeichnete.
Die eigentlich idyllische Grünanlage ist mit Müll übersät – was nicht daran hindert, dass alte Männer auf den Bänken und der Mauer verweilen, Frauen Obst und Pâte verkaufen und Kinder über das Gras toben.
Der Königspalast
Weiter geht es zum Palais royal, dem einstigen Sitz der Könige bis 1976. Seit 1988 ein Museum, infolge von Streitigkeiten um den Thron. Ein älterer, drahtiger Guide springt uns voran durch die Gemächer von Königen, seinen Frauen und Königs Mutter, die eigentlich seine Tante war. Nicht ohne dabei eine Gelegenheit zu verpassen uns den königlichen Gang vorzuleben. Er zeigt uns das Schlafzimmer, den „Wellness-Bereich“ und die „Spielwiese“ des Königs. Dabei erklärt der Guide wie hier einst die Könige lebten: „Ein König muss sich nicht waschen, da er immer sauber ist. Er erfrischt sich nur.“ Ebenso sehen wir die alten Totenkammern. Die zwei engsten Frauen (von über 100) folgten ihrem König und Mann hier in den Tot.
Mit der Kolonialzeit verloren die Könige ihre politische Macht. Doch die Nachfahren haben noch immer eine hohe gesellschaftliche Stellung und als chefs supérieur nicht unerheblichen Einfluss auf das Leben in Porto-Novo.
Alte und neue große Mosche von Porto-Novo
Wir queren den zentralen Markt der Stadt, der täglich alle erdenklichen Waren bietet. Von Obst und Gemüse bis hin zu Töpfen und Schüsseln, Seifen und Schwämmen. Schließlich kommen wir bei der von weitem sichtbaren, großen Moschee an. Ein beeindruckendes Gebäude moderner Architektur.
Viel schöner finde ich die daneben stehende alte Moschee im barocken Stil. Bunte Farben, von Türkis über Rot, Beige und Gelbtöne, blättern von ihren Wänden. Rund herum toben Kinder.
Erholung im Jardin des Plantes
Die Hitze macht uns zu schaffen. Zum Erholen vom nicht ausgedehnten, aber in der Sonne sehr schweißtreibenden Spaziergang, machen wir im Jardin des Plantes et de la Nature eine Pause. Im Schatten der riesigen, alten Bäume des botanischen Gartens essen wir Hähnchen mit Pommes. Auf Wunsch gibt es sogar etwas Gemüse dazu.
So lassen wir unseren Kurz-Besuch in Porto-Novo ausklingen, bevor wir uns auf den Rückweg nach Cotonou machen. Wir müssen noch unsere Pässe in der Immigrationsbehörde abholen – aber das ist eine andere Geschichte.
Infos zum Spaziergang durch Benins Hauptstadt Porto-Novo
Stadtführung über die tourist-information zu buchen: Office de tourisme +229 97025229
Anreise von Cotonou ca. 30 bis 60 Minuten (Abhängig von der Verkehrslage)
Karte: Spaziergang durch Benins Hauptstadt Porto-Novo
Meine weiteren Ziele in Benin: Cotonou – Ganvié – Ouidah – Grand Popo – Abomey
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