Amazonas Tour: Mit dem Kanu durch Ecuadors Dschungel

Es regnet als wir mit unserer kleinen Maschine in Lago Agrio landen. Am Ende der überdachten Gangway überreichen die Stewards jedem Fluggast einen Schirm, um den kurzen Weg über das kleine Rollfeld trocken zu überstehen. So beginnt unsere Amazonas Tour in Ecuador.

Wir schlagen die Kapuzen unserer Regenjacken hoch. Schlendern ohne Schirm durch den warmen Regen. Schließlich sind wir die nächsten vier Tage im Dschungel unterwegs. Unsere Amazonas Tour erfolgt größtenteils im Kanu. Da können wir uns an ein wenig Nässe schon mal gewöhnen.

Unser Guide, Jacob, sammelt unsere kleine Gruppe von fünf Deutschen am Flughafen ein. Mit dem Minivan kurven wir durch die kleine Stadt. Gewappnet mit Regenstiefeln und Wasser für die nächsten Tage verlassen wir Lago Agrio. Schon bald sind die Häuser am Straßenrand durch dichten, grünen Wald ersetzt. Teilweise erhaschen wir einen Blick auf den Fluss. Mal weiß, mal braun schlängelt er sich durch den Urwald.

Amazonas Tour im Kanu auf dem Rio Cuyabeno

Inzwischen hat es aufgehört zu regnen. Am Eingang des Cuyabeno Nationalparks satteln wir um. Unser Hauptgepäck und allerlei Proviant landet im Motorkanu und schippert ohne uns zur Eco-Lodge. Wir selbst mit Tagesrucksäcken gewappnet steigen in drei Kanus. Jeweils ein einheimischer „Kapitän“ mit an Bord, der uns sicher durch den Dschungel manövriert.

Amazonas Tour in Ecuador: Mit dem Kanu durch den Dschungel

Wir paddeln los. Auf dem braunen Wasser des Rio Cuyabeno. An den Ufern breitet sich der Regenwald aus. Der Blick dringt nur wenige Meter in den dichten Dschungel vor. Grün, Grün, Grün, in allen Schattierungen und Variationen: große Blätter, lang, fedrig, klein und rund, gefranst, gezackt, zerfressen… Sattes Grün, helles Grün, dunkles Grün, Moosgrün, beinahe transparentes Grün, Gelbgrün,… Als sich die Augen an das viele Grün gewöhnt haben, tauchen Farbtupfer auf. Bunte Blüten in Gelb, Rot, Orange, Blau, Lila, Weiß. Um sie herum flattern riesige blaue Schmetterlinge.

Pflanzen im Amazonas

Um in dem grünen Suchbild ab und an ein Tier zu entdecken, bedarf es etwas Glück. Und die Adleraugen und Erfahrung unseres Guides. Er erkennt alle vorbeiflatternde Vögel: Adler, Geier, Reiher, Papageien, Kolibris und viele mehr. Auch im Gebüsch versteckte Schlangen entgehen ihm nicht. Reglos hängen die Babyanakondas tief in den Ästen über dem Ufer.

Baby-Anakonda in Ecuadors Dschungel

Aus den Augenwinkeln erspäht Jacob Faultiere hoch oben in den Bäumen, Affen zwischen den Blättern, im Baumloch versteckte Baumratten, gut getarnte Fledermäuse und allerlei mehr. Wenn der Fluss uns bereits an ihnen vorbei treibt, ruft Jacob zur Kehrtwende auf. Wir paddeln zurück und sehen immer noch nichts. Erst nach genauer Lagebeschreibung oder Hinweis mit Jacobs Pointer entdecken wir die Tiere schließlich auch.

Tiere im Dschungel Ecuadors

Hinter einer Flussbiegung raschelt es verdächtig. Hier machen selbst wir auf Anhieb die Affenbande aus. Direkt am Ufer schwingen sich gut 30 Totenkopfäffchen durchs Gebüsch. Junge toben an uns vorbei. Teils tragen die Mütter ihre erst wenige Tage alten Kleinen auf dem Rücken.

Totenkopfäffchen am Flussufer

Zelten zwischen Bananenspinnen und allerlei Insekten

Nach vier Stunden paddeln geht es an Land. Wir triefen vor Schweiß. Dabei war nicht die Kanutour so anstrengend. Die heiße, feuchte Luft hat uns so zu schaffen gemacht.

Unter einer großen Plane stehen bereits die Zelte. Falls man sie so nennen kann. Eigentlich sind es nur wackelige, kleine 1-Mann(bzw. Frau-)Innenzelte ohne Außenhaut.

Zelten im Urwald von Ecuador

Mit Taschenlampen bewaffnet zieht Jacob mit uns in den stockdunklen Regenwald. Vor jedem Schritt leuchten wir den Weg akribisch ab. Bloß nicht auf eine Schlange oder andere gefährliche Tiere treten.

Im Lichtkegel finden wir zahlreiche Insekten. Jede Menge große Heuschrecken, Kakerlaken, Spinnen, Motten, Schmetterlinge, Ameisen… Mit viel Glück sogar die seltene Bananenspinne. Ihr Biss ist tödlich. Nur 10 Meter von unseren Zelten entfernt ist das nicht gerade beruhigend vor dem Schlafen gehen.

Bananenspinne und Insekten im Regenwald

Den abendlichen Toilettengang erledige ich mit der Machete in der Hand. Wahrscheinlich soll Jacobs Hinweis, die Machete sei zum Papier verscharren und nicht zum Puma töten, beruhigend wirken. Dann geht es ins Zelt. Schnell verschließe ich den Eingang, damit keine ungebetenen Gäste hineinschlüpfen.

Zelten im Regenwald

In der Stille lausche ich dem Urwaldkonzert. Ein gigantisches Knarren, Zirpen, Pfeifen, Piepen, Surren, Knistern, Zischen und Rauschen. Wahnsinn, wie laut der Urwald ist! Doch die Müdigkeit siegt und schnell bin ich eingeschlafen. …bis mich ein lautes Knurren weckt. Ganz in der Nähe! Ich lausche angespannt. Es dauert etwas, bis ich realisiere woher es kommt. Es ist nur das laute Schnarchen aus dem Nebenzelt.

Magic River Lodge – Öko-Hotel im Dschungel

Am nächsten Tag erwarten uns drei weitere Stunden paddeln im Kanu durch den Amazonas. Dann entdecken wir eine Hütte am Flussufer. Und eine weitere Lodge. Ein Motorkanu kommt uns entgegen. Langsam kommt menschliches Leben in den Dschungel. Und bald haben wir unsere Magic River Lodge erreicht.

Amazonas Tour: Im Kanu durch Ecuadors Dschungel

Ein Steg führt zu mehreren kleinen Hütten und einer großen Veranda mit Hängematten und Essbereich. Unsere Ökolodge wird von einer Siona-Familie bewirtschaftet. Die Siona sind einer der Stämme, die noch heute hier im Amazonas leben. Solarzellen sorgen für Strom – an bedeckten Tagen reicht es nur für Licht in der Nacht. Das Nutzwasser stammt aus dem Fluss. Und auch das Dreckwasser wird nach dem Filtern dorthin zurück geleitet. Warmwasser gibt es nicht – aber wer braucht das schon bei diesen Temperaturen?

Magic River Lodge im Nationalpark

Mein Lieblingsplatz sind die Hängematten auf der Terrasse am Fluss. Von hier schauen wir direkt in den Regenwald. Und beobachten Flussdelfine, die in der kleinen Lagune spielen.

Relaxen in der Magic River Lodge im Dschungel

Auf Kaiman-Tour in der Laguna Grande

Am Nachmittag setzen wir unsere Amazonas Tour im Motorkanu fort. Der Fahrtwind pfeift uns um die Ohren als wir die Laguna Grande ansteuern.

Lagune im Cuayabeno Nationalpark

Das Wasser ist tiefschwarz und lässt nur erahnen was sich darunter verbirgt. Aber wenn die Einheimischen hineinspringen, kann es wohl nicht so gefährlich sein, denke ich und springe hinterher. Jedenfalls ist es herrlich erfrischend nach der Hitze des Tages.

Erfrischung in der Laguna Grande

Etwas verdutzt schauen wir, als alle drei Siona von Board auf den nächsten Baum steigen und ihre Handys zücken. Es ist der „Telefon-Baum“ – der einzige Ort weit und breit, an dem zumindest ein wenig Empfang herrscht.

Langsam versinkt die Sonne hinter der Lagune. Schwarz zeichnen sich die Mangroven und Palmen vor dem orange leuchtenden Himmel ab. Herrlich romantisch und fast schon zu kitschig. Aber nur fast! Über uns eröffnet sich nun der Nachthimmel mit unzähligen Sternen.

Sonnenuntergang an der Laguna Grande

Wir tuckern weiter. Mit der Taschenlampe am Auge suchen wir nach verdächtigem Funkeln in Wassernähe. Und schon blitzt etwas auf. Das offene Auge eines Kaimans reflektiert das Licht der Taschenlampe. Wir staksen uns lautlos nah ans Ufer heran. Es ist ein Jungtier. Etwa vier Wochen alt.

Etwas später entdecken wir einen ausgewachsenen Kaiman von ca. drei Metern Länge. Und zuvor war ich hier noch schwimmen. Im Nachhinein etwas gruselig. Auch gut, dass Jacob uns die Geschichte von der acht? Meter langen Anakonda, die hier gesichtet wurde, erst später erzählt.

Maniok-Brot bei den Siona backen

Heute steuern wir die Kanus selbst. Ich bin froh, dass ich schon einmal ein Kanu gelenkt habe. Denn hier möchte ich nicht versehentlich in der Böschung oder gar im Wasser landen.

Wir paddeln etwa eine Stunde und steigen dann an Land. Es ist schwül und heiß. In der Mittagshitze marschieren wir los. Mitten durch den Regenwald. Es geht vorbei an gigantischen Bäumen, Riesenameisen und winzigen Fröschen.

Wanderung durch den Regenwald von Ecuador

Nach etwa einer Stunde erreichen wir ein kleines Dorf der Siona. Etwa 40-50 Personen leben hier in einfachen Hütten. Sie bauen zum Beispiel Maniok an. Gemeinsam mit einer Siona backen wir hieraus Brot. Von der Ernte, über die Verarbeitung zu Maniok-Mehl bis hin zum Backen der Fladen auf dem Feuer – alles ganz ohne elektrische Hilfsmittel. Es schmeckt herrlich, zusammen mit dem frischen Picknick, das Jakob für uns eingepackt hat.

Zu Gast bei den Siona - Ureinwohner des Dschungels

Im Cuyabeno Nationalpark wird seit einigen Jahren ein nachhaltiger Tourismus praktiziert, der die Einheimischen integriert. Unser Guide stammt selbst aus dem Dschungel. Daher kennt er sich auch so gut aus. Unsere Lodge wird ebenfalls von Siona bewirtschaftet. Und der Ort erhält von uns für die Dorfgemeinschaft einen kleinen Obolus für den Besuch. Schon die Kinder basteln in der Schule Schmuck, der von uns Touristen gekauft werden kann. Aber in kleinster Weise aufdringlich. Es ist eine sehr angenehme Art, in der sie uns ihr Leben zeigen.

Siona-Dorf im Regenwald Ecuadors

Eigentlich hätte noch der Besuch eines Schamanen auf dem Programm gestanden. Doch als wir dort ankommen, ist er spontan auf Jagd gegangen. Termine und telefonische Absprachen vorab gibt es hier im Dschungel eben nicht.

Zauberhafter Mangrovenwald im Amazonas

Der letzte Tag unserer Amazonas Tour beginnt früh. Um fünf Uhr starten wir im Motorkanu. Pünktlich zum Sonnenaufgang erreichen wir die Lagune. Der Anblick bei herrlich klarem Wetter entlohnt für das frühe Aufstehen allemal.

Sonnenaufgang über der Lagune Grande

Langsam gleiten wir weiter durch das spiegelglatte Wasser. In ihr bildet sich eine zweite Welt: eins zu eins reflektiert der See die Mangrovenbäume. Nur verkehrt herum. Auf den Bäumen sitzen Papageien. Vögel flattern herum.

Mangroven im Amazonas-Gebiet Ecuadors

Am anderen Ufer steigen wir an Land. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichen wir eine kleine Säule mit einem Globus. Wir sind exakt am Äquator. Das Navi bestätigt es. Ein toller Abschluss, bevor es nach dem Frühstück mit dem Motorkanu zurück zum Nationalpark-Ausgang geht.

Mit dem Motorkanu durch den Nationalpark Ecuadors

Reiseinfo traveloskop

Fazit meiner Amazonas Tour im Kanu:

Es waren vier unvergessliche Tage. Vor allem auch Dank unseres klasse Guides. Muchas gracias, Jacob! Besonders spannend fand ich die erste Nacht im Zelt und die Sicht vom Kanu aus in den Regenwald.

Aber ein wenig freue ich mich auch auf eine Dusche mit warmem Wasser und frische Klamotten. Auf etwas weniger Hitze, auf W-Lan und die Aussicht nachts auf Toilette zu gehen ohne auf Schlangen Acht geben zu müssen. Ich freue mich darauf, ohne Moskitonetz zu schlafen und ohne doppelte Ölschicht von Sonnencreme und Mückenspray herumzulaufen…

Anreise: Von Quito nach Lago Agrio bequem mit dem Flugzeug. Es gibt auch Busverbindungen nach Quito oder nach Puyo.

Buchung: Wir haben bereits im Vorfeld gebucht aus Deutschland bei Papaya Tours. Wirkwaren mit dem Anbieter vollauf zufrieden. Wir haben uns die angebotene 5-Tagestour auf vier Tage verkürzen lassen.

Kosten: 5 Tage 375€, 4 Tage ca. 300€

Schreibe einen Kommentar!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 Comments
  • Walter Frühauf
    3. Oktober 2022

    Diese Dschungel-Reise war für euch sicherlich eine tolle, interessante aber auch anstrengende Reise. Danke für den kurz verfassten Reisebericht. Ich plane schon jahrelang so eine Reise , konnte mich aber dazu nicht wirklich überwinden da ich Asthma habe und für mich dadurch noch anstrengender werden könnte. Mich würde interessieren welche Ausrüstung – incl. Kleidung – ihr für diese Reise gebraucht habt. Danke im Voraus für eine Information.

    • Britta
      15. Dezember 2022

      Hallo Walter, die Reise war die Anstrengung auf jeden Fall wert! Wir hatten für die Dschungel-Tour lange und kurze Wechselkleidung dabei, eine sehr gute Taschenlampe, Stirnlampe, Fotoapparat mit gutem Objektiv samt Ersatzakku und leerer Speicherkarte, Sonnenbrille, Hut, Sonnencreme, Kosmetikarikel und nicht zu vergessen Mückenschutz. Für die Kamera und Wertsachen war ein Drypack sehr hilfreich. Gummistiefel gab es vom Veranstalter, so dass Flipflops und Turnschuhe ausreichten. Zelte und Moskitonetze gab es an den Unterkünften und für Verpflegung war ebenfalls gesorgt. Kleiner Fun-Fact: Wir hatten alle Ladegeräte und unsere Handys im Hauptgepäck gelassen, in der Annahme im Dschungel ohnehin keinen Strom zu haben. An der Lodge konnten wir aber sehr wohl im Gemeinschaftsbereich elektrische Geräte laden. Naja, so war der Ausflug noch einmal mehr entschleunigend für uns 🙂